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Brief an die Leser


Verehrte Leserin,



sehr geehrter Leser,



schwer vorstellbar, aber dieser geadelte Herr von Welt, der den Talar des Masters (Rektors) des 1496 gegründeten Jesus-College der Universität Cambridge lässig trägt, hat seinen Forscherruhm mit schmutzigen Händen erworben: bei Ausgrabungen im heißen Staub der Kykladen-Insel Antiparos und im kalten Morast der Orkneys vor der nordschottischen Küste.

Eine frühe Bauernsiedlung hier, eine Großstein-Grabkammer dort – das wäre für Colin Renfrew freilich zu wenig gewesen. Er hatte den gesamten Kontinent zwischen diesen Polen im Blick und suchte aus den spärlichen Relikten im Boden ein umfassendes Bild seiner prähistorischen Menschen und Gesellschaften zu gewinnen. Ex oriente lux? Das jungsteinzeitliche Europa, so fand dieser Archäologe, indem er mit den jeweils neuesten naturwissenschaftlichen Analyse- und Datierungsmethoden chronologische wie auch geographische Bezüge aufdeckte, hatte seine eigenständigen Innovationen und kulturellen Entwicklungen.

„Er war das Wunderkind unserer Generation“, sagte neidlos der nun an der Universität von Kalifornien in Santa Barbara wirkende Brian Fagan, selber ein renommierter Anthropologe. Doch Renfrew, Jahrgang 1937, der schon mit 13 Jahren auf einer Italienreise von etruskischen Altertümern fasziniert war, verblüfft sogar Fachkollegen noch immer mit erhellenden interdisziplinären Gedankengängen. Bereits seiner Antrittsvorlesung in Cambridge hatte er den Titel „Hin zu einer Archäologie des Geistes“ gegeben; neuerdings bezieht er in seine Studien über die Ursprünge der Zivilisation jene Sprachen ein, von denen sich bis in geschichtliche – also schriftlich dokumentierte – Epochen nur Rudimente erhalten haben.


Nach den Megalith-Kulturen (Januar 1984) und der Herkunft der indoeuropäischen Sprachfamilie (Dezember 1989) beschreibt Renfrew in dieser Ausgabe (Seite 72) die globale Sprachenvielfalt.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 7 / 1995, Seite 3
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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