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Brief an die Leser


Verehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

ein eher schildernder als trocken deskriptiver Stil, so heißt es in unseren Hinweisen für die Autoren, sei vorzuziehen. Mitunter ist es aber in Ihrem, dem Interesse der Leser, einen Sachverhalt nüchtern und sogar mit der klaren Abstraktion von Formeln vermittelt zu bekommen:



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Das Beispiel stammt aus dem im November 1989 erschienenen Artikel „Veränderungen der Atmosphäre“ von Thomas E. Graedel von den AT&T-Bell-Laboratorien in Murray Hill (New Jersey) und Paul J. Crutzen vom Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie, einem der drei diesjährigen Chemie-Nobelpreisträger (Seite 18).



Es ist wahr – schon zwei Jahre zuvor waren Dutzende von Ländern mit dem Protokoll von Montreal übereingekommen, ihre FCKW-Emissionen bis zum Ende des Jahrhunderts zu halbieren; und inzwischen ist vereinbart, ab 1996 bestimmte Ozonschädlinge weltweit gänzlich zu ächten. Aber bereits damals schrieben die beiden Atmosphärenchemiker: „Selbst wenn die FCKW-Emissionen schlagartig aufhörten, würden die für die Zerstörung der stratosphärischen Ozonschicht verantwortlichen Reaktionen noch für mindestens ein weiteres Jahrhundert weiterlaufen.“ Gemessen an den wirklich getroffenen Vorsorgemaßnahmen sind wir in unserer Gesamtheit als Erdenbürger und in Gestalt jener, denen wir national wie global Verantwortung und Aktionsvollmacht delegieren, ökologisch offenbar immer noch halb taub und blind.



Der Kontext des Artikels von Graedel und Crutzen war ein Heft, das in immerhin elf Hauptbeiträgen die vom Menschen ausgehenden Bedrohungen der Lebensgrundlagen wie auch Strategien der Bewahrung unseres Planeten für künftige Generationen eindrücklich darlegte. Und seine Einleitung zu dem 1990 erschienenen Band „Atmosphäre, Klima, Umwelt“ unserer Reihe „Verständliche Forschung“ hatte Crutzen mit den Sätzen geschlossen: „Die Hauptfrage ist, wie lange wir noch die Probleme weiter studieren und das Wissen vermehren sollten ..., ohne verstärkt zu handeln. Es ist höchste Zeit.“ Ich wünschte, das alles wäre längst nicht mehr aktuell.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 12 / 1995, Seite 3
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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