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Brief an die Leser


Verehrte Leserin,

sehr geehrter Leser,


"Ohne den Stockfisch kann man leben; von den Schollen und den meisten anderen Seefischen haben meist nur die Küstenbewohner Genuß und Gewinn; die Fische des süßen Wassers gehören zu den selteneren Gerichten auf dem Tische des Binnenländers: der Häring und seine Verwandten aber bringen den Segen der Ernte des Meeres bis in die entlegenste Hütte. Wenn irgend ein Fisch es verdient, Speisefisch des Armen genannt zu werden, so ist es dieser... Es gibt keinen, welcher uns unentbehrlicher wäre als er."

Das war einmal – laut "Brehms Thierleben" (ich zitiere die 2. Auflage von 1879). Denn dieses große, verdienstvolle Werk warnte damals schon: "Wohl begründet ist die Furcht, daß das Meer, dem wir seit Jahrhunderten eine Ernte nach der anderen abgewonnen, verarmen kann, ja, wenn wir so fortfahren, wie wir es getrieben, verarmen muß... Wie groß der Verlust ist, welchen die Räuber der See den Häringszügen beibringen, läßt sich selbstverständlich auch nicht einmal annähernd schätzen; wohl aber dürfen wir dreist behaupten, daß er in keinem Verhältnisse steht zu den Verheerungen, welche der Mensch unter jenen anrichtet."

In der neugedruckten 4. Auflage des "Brehm" von 1930 stand es dann freilich ganz anders: Ohne außerordentlich gesteigerte Befischung und bei ungestörter Entwicklung der Eier und Jungfische "brauchen wir keine Sorge zu haben, daß dieser Segen des Meeres sich erschöpfen" werde. Auch mein Schulbuch von 1949, der "Leitfaden der Tierkunde" von Otto Schmeil in 169. Auflage, zeigte nur die Räuber der See (Bild). Weit haben wir es mit vorsätzlicher Vergeßlichkeit gebracht – siehe Seite 58.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 1 / 1996, Seite 3
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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