Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Evolution: Die zwei Gesichter des Huntington-Gens

Die Krankheit Chorea Huntington beruht auf einem Evolutionsparadox: Ein auffällig ver­längerter Abschnitt im verantwortlichen Gen ist für unsere Hirnentwicklung unerlässlich. Zuviel des Guten führt dagegen in die Katastrophe.
Amöbe Dictyostelium discoideum

Mitarbeiter von Lebensversicherungen pflegen mögliche Erkrankungsrisiken genau zu prüfen, und genetische Tests liefern hierüber eine Menge Informationen. Jedoch be­schlossen britische Versicherungsunternehmen Anfang der 2000er Jahre, dass sie solche Daten bei Vertragsabschlüssen unter bestimmten Voraussetzungen nicht nutzen wollen. Mit einer Ausnahme: der Veranlagung für Chorea Huntington, früher Veitstanz genannt.

Denn die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Träger von gewissen Varianten des Gens dieser Krankheit einmal erliegen werden, ist viel höher als bei anderen Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum oder Motorradfahren. Gegenmittel gibt es bislang so gut wie keine. Die ersten Symptome treten meistens im Alter zwischen 30 und 50 Jahren auf, manchmal später, mitunter aber sogar viel früher – was anscheinend davon abhängt, wie stark das Gen von der Norm abweicht. Oft machen sich anfänglich Stimmungsschwankungen oder Gedächtnisstörungen bemerkbar, zu denen bald unwillkürliche Zuckungen, unkontrollierte Bewegungen der Gliedmaßen und Spasmen, auch im Gesicht, hinzukommen. Typisch für dieses Stadium ist der absonderlich zappelnde, "tanzende" Gang. Mit der Zeit gehen sämtliche Körperfunktionen verloren. Am Ende, oft etwa 15 bis 20 Jahre nach dem Ausbruch, ist der Patient völlig bewegungsunfähig, kann sich nicht mehr äußern und nicht einmal mehr schlucken. ...

Kennen Sie schon …

Spektrum der Wissenschaft – Evolution der Giganten

Die Dinosauriergruppe der Sauropoden brachte die größten landlebenden Tiere aller Zeiten hervor. Wieso konnten die Sauropoden so ungeheuer groß werden? Außerdem: Bewegungsdaten vieler Millionen Sterne erzählen von einer höchst turbulenten Geschichte der Milchstraße. Können Proteine aus dem Bioreaktor als Fleischersatz dabei helfen, eine nachhaltige Lebensweise zu erreichen und die Umweltbilanz zu verbessern? Um künftige Computersysteme energieeffizienter, schneller und verlässlicher zu gestalten, orientieren sich Fachleute zunehmend am Gehirn als biologischem Vorbild.

Gehirn&Geist – Völlig verwirrt?

Sind Sie manchmal völlig verwirrt und haben keinen Durchblick? Gut so, Konfusion motiviert, macht produktiv und beschleunigt den Lernprozess. Außerdem: Manche Menschen werden von einem lästigen Pfeifen geplagt. Die Suche nach den Hirnmechanismen, denen Tinnitus entspringt, deckt zugleich mögliche Wege zu seiner Linderung auf. Lachgas hat den Ruf einer relativ ungefährlichen Substanz. Warum entwickeln trotzdem immer mehr Konsumenten gesundheitliche Schäden bei Einnahme der Trenddroge? Lange hielt man den Thalamus für eine simple Zwischenstation auf dem Verarbeitungsweg der Sinnesinformationen. Doch vermutlich wären viele Denkprozesse ohne ihn gar nicht möglich.

Gehirn&Geist – Zucker als Droge - Wie Süßes unser Gehirn beeinflusst

Auch Erwachsene können Süßem nur schwer widerstehen. Warum wirkt Zucker wie eine Droge und wie beeinflusst Süßes unser Gehirn? Lässt sich dagegen etwas machen? Außerdem: Warum schwindeln manche Menschen ständig, wie kann man solchen pathologischen Lügnern helfen? Manchmal ist es nicht so leicht zu entscheiden, ob wir etwas wirklich sehen oder es uns nur vorstellen. Wie unterscheidet unser Gehirn zwischen Realität und Einbildung? Manche Menschen können längerfristige kognitive Probleme nach einer Krebstherapie haben. Was weiß man über das so genannte Chemobrain, was kann Linderung verschaffen? Dating-Apps ermöglichen es, Beziehungen mit einem Klick zu beenden und plötzlich unsichtbar zu sein. Dieses Ghosting kann für die Opfer sehr belastend sein.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen

Lo Sardo, V. et al.: An Evolutionary Recent Neuroepithelial Cell Adhesion Function of Huntingtin Implicates ADAM10-Ncadherin. In: Nature Neuroscience 15, S. 713 – 721, 2012

Zuccato, C. et al.: Molecular Mechanisms and Potential Therapeu­tical Targets in Huntington’s Disease. In: Physiological Reviews 90, S. 905 – 981, 2010

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.