Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Körpersprache und Depression: Das Abc der Mimik

Menschen mit psychischen Störungen fällt es oft schwer, die Körpersprache anderer richtig zu deuten. Der Psychologe Harald C. Traue erforscht im "Emotion Lab" der Universität Ulm, warum das so ist.
Harald C. Traue

Herr Professor Traue, Sie untersuchen, ob Pa­tienten mit psychischen oder neuronalen Störungen die Körpersprache ihrer Mitmenschen anders deuten als Gesunde. Um welche Erkrankungen geht es dabei?

Momentan konzentrieren wir uns auf Probanden mit Depressionen und Ängsten sowie Schlag­­anfallpatienten. Überraschenderweise sind Menschen, die unter Angst leiden, oft nicht besonders gut darin, dieses Gefühl bei ihren Mitmenschen zu erkennen. Sie verwechseln es mit anderen Emotionen. Grundsätzlich neigen sie dazu, mehr Ärger und Wut auf Gesichtern wahrzunehmen, als tatsächlich da ist. Das heißt: Sie erleben ihre Umgebung eher als feindselig und bedrohlich. Das könnte teilweise ihre Angst erklären.

Wie kommt es zu dieser Fehlwahrnehmung?

Es gibt zwei Möglichkeiten, die wir derzeit untersuchen. Zum einen könnte es sein, dass Patien­ten mit Ängsten oder Depressionen oft nicht dort­hin blicken, wo die relevanten Signale herkommen. Oder aber sie betrachten die richtigen Bereiche des Gesichts, erkennen die Emotion allerdings nicht korrekt.

Was meinen Sie mit "dort, wo die Signale herkommen"?

Wir haben in Experimenten festgestellt, dass es bei der Emotionserkennung sehr wichtig ist, ­welchen Körperstellen man Aufmerksamkeit schenkt. Wer zum Beispiel die Mimik der unteren Hälfte des Gesichts zu wenig beachtet, also etwa Mund- und Wangenbewegungen, kann das Gefühl der Freude bei anderen nicht mehr fehlerfrei erkennen. Lässt man wiederum den oberen Gesichtsbereich außer Acht, geht die Fähigkeit verloren, unter anderem Angst zuverlässig wahrzunehmen. Das Gehirn muss also die richtigen Prioritäten setzen ...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Wie ich atme, so fühle ich

Ganz unbemerkt atmen wir täglich zirka 20.000-mal ein und wieder aus. Dabei ist das, was währenddessen in unserem Körper passiert, alles andere als banal. Und wird sogar von unserem Gemüt beeinflusst. Lesen Sie in der aktuellen »Woche«, wie die Teamarbeit von Hirn und Lunge gelingt.

Gehirn&Geist – Resilienz - Was stärkt uns für schwierige Zeiten?

Zum Leben gehören neben Höhen auch Tiefen. Wie können wir solche negativen Ereignisse überstehen? Erfahren Sie, wie Stress den Darm trifft und was hilft, die Beschwerden zu lindern. Warum ältere Menschen oft stressresistenter sind und was jeder daraus lernen könnte. Wann uns ein Trauma nicht zerbricht, sondern wir am Widerstand wachsen. Wie Genussfähigkeit mit negativen Gefühlen, Leistung und Lebenserfolg zusammenhängt. Warum Tanz und Musik wie Lebenselixiere wirken. Oder ob Haustiere uns wirklich glücklich machen.

Spektrum Geschichte – Zwangsgermanisierung

Die Nationalsozialisten verschleppten zehntausende Kinder, um sie als Deutsche aufwachsen zu lassen. Was aus ihnen werden sollte, verraten die Erziehungsideale der Nazis: Ihrer Bedürfnisse entzogen sollten die Kinder willfährig und gehorsam werden. Kinderraub und Erziehung haben bis heute Folgen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Infos
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.