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Verhaltensbiologie: Das Einmaleins im Vogelnest



Kuckucke sind dafür bekannt, ihre Eier in fremde Nester zu legen und von ahnungslosen Pflegeeltern ausbrüten zu lassen. In weniger ausgeprägter Form gibt es Brutparasitismus aber auch bei anderen Vögeln. So legen die in Nordamerika beheimateten Indianerblesshühner (Fulica americana) ihre Eier zwar überwiegend ins eigene Nest, scheuen sich aber nicht, nach Möglichkeit auch dem Nachbarn noch das eine oder andere gute Stück unterzuschieben. In den vier Jahren, in denen Bruce Lyon von der Universität von Kalifornien in Santa Cruz das Familienleben der Wasservögel beobachtete, befanden sich durchschnittlich 13 Prozent der Eier in fremden Nestern; 41 Prozent aller Brutpaare wurden mit "Kuckuckseiern" beglückt. Doch das Täuschmanöver gelingt nicht immer. Wo Betrug an der Tagesordnung ist, lernen potenzielle Opfer, auf der Hut zu sein. Tatsächlich können die Blesshühner die untergeschobenen Eier oft anhand der Farbe und Musterung als fremd erkennen. In diesem Fall machen sie kurzen Prozess damit, werfen sie aus dem Nest und legen zum Ausgleich weitere, sodass das Gelege wieder die typische Größe von acht bis zwölf Stück erlangt. Vögel, die nichts merken, rechnen dagegen die fremden Eier mit und legen entsprechend weniger eigene. Demnach betreiben die Blesshühner offenbar Familienplanung nach Adam Riese: Sie zählen ihr Gelege ab und stellen so fest, ob es groß genug ist. (Nature, 3.4.2003, S. 495)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 6 / 2003, Seite 36
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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