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Religionsgeschichte: Das Geheimnis der Päpstin

Gab es die Päpstin Johanna? Historiker kommen zu dem Schluss: Auf dem Heiligen Stuhl saß niemals eine Frau. Doch enthüllt die Geschichte ihrer Legende, dass Fiktion mitunter mehr über die Vergangenheit verrät, als Fakten es je könnten.
Päpstin Johanna
"Johanna, ein junges Mädchen mit überragenden Geistesgaben, wächst im Frankenreich des 9. Jahrhunderts heran. Als Tochter eines strenggläubigen Vaters und einer heidnischen Mutter gelingt ihr, was allen Mädchen im Mittelalter verwehrt blieb: Sie erhält eine heilkundliche und philosophische Ausbildung. Doch Johanna weiß, dass ihr als Frau die letzten Tore der Weisheit verschlossen bleiben, ja, dass sie kaum überleben wird. Als Mönch verkleidet tritt sie zunächst ins Kloster Fulda ein und macht sich Jahre später auf den Weg nach Rom. Dort gelangt sie als Leibarzt des Papstes innerhalb kurzer Zeit zu großer Berühmtheit. Und schließlich ist sie es selbst, die die Geschicke der katholischen Kirche leitet: Als Johannes Anglicus besteigt sie den päpstlichen Thron."

Mit diesen Worten wirbt der Klappentext für den Roman "Die Päpstin" von Donna W. Cross. Weiter heißt es: Die Autorin präsentiere "die faszinierende Geschichte einer der außergewöhnlichsten Frauengestalten der abendländischen Geschichte: das Leben der Johanna von Ingelheim, deren Existenz bis ins 17. Jahrhundert allgemein bekannt war und erst dann aus den Manuskripten des Vatikans entfernt wurde."

Das 1996 erschienene Buch stürmte die Bestsellerlisten Europas und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. 2009 wurde der Stoff sogar von Regisseur Sönke Wortmann verfilmt – von Zweifel an der realen Existenz der Päpstin Johanna keine Spur. Ein Blick in die 1998 erschienenen "Regesta Imperii" – ein kritisches Quellenwerk, in dem sämtliche Könige und Päpste des Mittelalters aufgeführt sind – vermerkt unter der Nummer 335 der "Papstregesten 844 - 858" allerdings nur den kurzen Satz: "Angeblicher Pontifikat der Päpstin Johanna." Zugeordnet ist diese Notiz dem Jahr 855.

Glühenden Verfechtern der Existenz einer Päpstin, die der römischen Kurie eine Fälschung der Manuskripte vorwerfen, stehen historischkritisch arbeitende Wissenschaftler gegenüber, die dem Wahrheitsgehalt der Notiz auf den Grund gehen. Die Brisanz dieser Forschungen liegt auf der Hand, schließlich hätte der Pontifikat einer Frau eine enorme Signalwirkung etwa auch in der Debatte um die Ordination von Frauen in der katholischen Kirche. Gibt es Argumente, die das Wirken einer Päpstin zumindest wahrscheinlich erscheinen lassen? Immerhin ist Johanna in zahlreichen Geschichten verewigt worden...

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