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Rezension: Das Königreich der sozialen Insekten

Jürgen Alberti über "Der Superorganismus" von Bert Hölldobler und Edward O. Wilson
Blattschneiderameisen der Gattung Atta sind nicht besonders beliebt. Die Tiere können ganze Plantagen entlauben. Ihre Biologie aber ist bis in alle Details – im wörtlichen Sinn – beeindruckend. Wenn zum Beispiel Tiere der Kaste "Große Arbeiterinnen" auf eigens angelegten Straßen schwer beladen heim zum Nest laufen, reiten zusätzlich ein bis zwei winzige "Pygmäen" auf den Blattstücken mit und schützen ihre Schwestern vor dem Angriff von Buckelfliegen, die ihre Eier auf deren Körpern ablegen wollen. Eine besonders gut untersuchte Art, Atta sexdens, baut unterirdische Nester bis zu 2,5 Meter tief in den Boden. In Kammern dieser Nester wachsen auf den eingetragenen Blattstücken Pilze, die wiederum der Ernährung der Koloniebewohner dienen. Ein typisches Nest einer über sechs Jahre alten Kolonie enthielt 1920 Pilzkammern bis zur Größe von Kohlköpfen. Für die gesamte Anlage dieses Systems hatten die Tiere 40 Tonnen Erde nach oben transportiert. Um die Architektur solcher Bauten studieren zu können, fertigte man bei einer anderen Art, Atta laevigata, einen Abguss der Teile unter dem Haufen an, indem man flüssigen Beton in die Eingänge schüttete. Für ein großes Nest benötigte man eine Brühe aus 6,3 Tonnen Zement und 8200 Litern Wasser. Wie konnte in der Evolution das Programm zur Anlage solcher Monumentalbauten entstehen?

Das zu erklären ist Aufgabe der Soziobiologie, als deren Begründer einer der Autoren, Edward O. Wilson, selbst gilt. Als spezieller Zweig der Verhaltensforschung tritt sie an, auch Verhaltensweisen wie jedes andere Merkmal allein durch das Wirken der natürlichen Selektion zu erklären. Da sich ein Insektenstaat aus oft sehr vielen Individuen ähnlich entwickelt wie ein Organismus aus unzähligen Zellen, hat sich für die großen Insektenstaaten die Bezeichnung "Superorganismus" eingebürgert...

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