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Unbewusste Wahrnehmung: Das Sichtbare unsichtbar machen

Wenn Naturwissenschaftler versuchen, das Bewusstsein zu verstehen, dann setzen sie beim Unbewussten an. So messen sie etwa, wie uns Bilder beeinflussen, die wir gar nicht wissentlich gesehen haben. Der Hirnforscher Christof Koch erklärt zum Start der neuen G&G-Rubrik, wie das funktioniert.
Biologie des Bewusstseins
Was ist Bewusstsein? Dieses unbeschreibliche, subjektive Etwas – ein Hirnprozess, eine unbekannte Energie, vielleicht auch die Seele? Fest steht: Nur dank unseres Bewusstseins nehmen wir die Töne und Bilder der Welt wahr, empfinden Schmerz oder Vergnügen, ärgern uns über unseren Nachbarn oder haben ­irgendwo im Hinterkopf das nagende Gefühl, dass wir vielleicht doch nicht für unseren Beruf geschaffen sind.
Ohne Bewusstsein wären wir wie Schlafwandler in einem tiefen, traumlosen Schlaf: Wir könnten weiterhin herumlaufen, sprechen, Kinder zeugen – doch bei alledem würden wir überhaupt nichts empfinden, nada, nothing, rien. Wir wären Zombies! Nicht umsonst beruht auch die wohl berühmteste Schlussfolgerung der westlichen Philosophie auf unserer Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung. Der Philosoph und Mathematiker René Descartes (1596-1650) ließ sein Bewusstsein als einzigen Beweis dafür gelten, dass er wirklich existierte. Vielleicht hatte er in Wahrheit einen ganz anderen Körper, als er glaubte; er konnte auch nicht ausschließen, dass man ihm falsche Erinnerungen eingepflanzt hatte (womit Descartes bereits Elemente des ­bekannten Hollywoodfilms "Matrix" vorwegnahm). Doch weil er sich seiner selbst bewusst war, musste er auch in irgendeiner Form exis­tieren: Ich denke, also bin ich.
Damit sind wir allerdings der Natur der Selbstwahrnehmung noch kein Stück näher gekommen ...

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Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum Kompakt – Das Unbewusste

Viele unserer Denkprozesse laufen auf Autopilot ab. Untersucht wurden sie schon von Sigmund Freud, C. G. Jung und Alfred Adler. Heute arbeitet man daran, das Zusammenspiel von Unbewusstem und Bewusstem neuronal sichtbar zu machen oder psychische Abwehrmechanismen durch bestimmte Tests zu ergründen.

Gehirn&Geist – Gehirn und KI im Dialog: Was uns künstliche Intelligenz über menschliches Denken lehrt

Ist künstliche Intelligenz in der Lage, echtes Bewusstsein zu simulieren? Neue Ansätze in der KI-Forschung versuchen KI-Systeme menschenähnlicher zu machen, indem sie den modularen Aufbau des Gehirns nachahmen. Mit diesem Artikel startet die neue Serie »Wechselspiel der Intelligenzen«, in der wir beleuchten, wie sich künstliche und menschliche Intelligenz gegenseitig beeinflussen. Im Schwerpunktthema »Demokratie in Gefahr?« klären wir im Interview, ob sich wissenschaftlich fassen lässt, wie eine Demokratie in eine Autokratie abgleitet. Ein weiterer Artikel zu diesem Thema erklärt, wie sich trotz zunehmend kontroverser Gesellschaftsdebatten ein kühler Kopf bewahren lässt. Daneben berichten wir, warum noch Jahre nach Konsum von Psychedelika visuelle Störungen auftreten können, ob Hirnstimulation gegen Depressionen hilft, oder Eisbaden und Kältekammern wirklich gesund sind.

  • Quellen
Jiang, Y. et al.:A Gender- and Sexual Orientation-Dependent Spatial Attentional Effect of Invisible Images. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 103(45), S. 17048-17052, 2006.

Tsuchiya, N., Koch, C.:Continuous Flash Suppression Reduces Negative Afterimages. In: Nature Neuroscience 8(8), S. 1096-1101, 2005.

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