Direkt zum Inhalt

Psychoonkologie: Den Tod im Leib

Wie bewältigen Krebspatienten ihr schweres Schicksal? Beeinflusst die Psyche den Ausbruch und den Verlauf der tödlichen Erkrankung? Kann eine optimistische Einstellung gar das Leben der Betroffenen verlängern? Das erforscht der Kölner Psychoonkologe Volker Tschuschke.
Wunder Körper, wunde Seele
Leipzig im Sommer 1990. Fast sieben Jahre litt Rolf B. bereits an Leukämie – jetzt schien seine Chance gekommen. Nach der Wende in der DDR konnte der Statiker endlich auf eine Transplantation hoffen. Das Knochenmark seines in Westdeutschland lebenden Bruders sollte die tödliche Krankheit stoppen.
Doch die Ernüchterung folgte auf dem Fuß: Die Ärzte machten ihrem Patienten nur wenig Hoffnung, da sich sein Gewebe stark von dem seines Bruders unterschied. Tatsächlich löste das fremde Knochenmark nach dem Eingriff heftige Abstoßungsreaktionen des Immunsystems aus, welche die Mediziner medikamentös nur schwer in den Griff bekamen. Ein Jahr nach der Operation brach der Blutkrebs erneut aus.
Doch Rolf B. gab nicht auf. Er suchte sich eine neue Stelle und baute mit seiner Familie ein Haus – für ihn existierte die Krankheit nicht. Trotz der "Minuslebenserwartung", wie er seine eigenen Chancen realistisch einschätzte, konzentrierte er sich auf ein einziges Ziel – die finanzielle Absicherung seiner Familie. Mit ungebrochenem Lebenswillen bekämpfte er seine Krebserkrankung mehr als 17 Jahre lang.
Wir wissen nicht, ob Rolf B. gestorben wäre, wenn er sich nicht an seinem Lebensziel fest­gehalten hätte. Doch sein Beispiel stützt eine in der Bevölkerung und bei etlichen Medizinern weit verbreitete Überzeugung: Die Psyche eines Menschen könne den Verlauf einer tödlichen Krankheit wie Krebs verzögern oder gar stoppen. Doch ist das wirklich so? Und wie sieht es umgekehrt aus – können bestimmte psycho­logische Faktoren den Ausbruch des Leidens begünstigen? Gibt es gar, wie mitunter gemutmaßt wird, eine "Krebspersönlichkeit"? ...

Kennen Sie schon …

Spektrum Kompakt – Krebs - Mechanismen und neue Therapien

Die Forschung zu den Ursachen von Krebserkrankungen hat große Fortschritte gemacht. Und dabei auch den Weg für neue Therapieansätze geebnet.

Spektrum Psychologie – Kann die Persönlichkeit krank machen?

Der eine frisst den Ärger in sich hinein, der andere geht beim kleinsten Ärgernis in die Luft. Werden mache Menschen deshalb eher schwer krank? Das klären wir in dieser Ausgabe. Außerdem erzählen wir die Geschichte von Ella und ihren zwölf Ichs und beleuchten die Vor- und Nachteile des Auswanderns.

Spektrum Gesundheit – Neuroplastizität – Wie unser Gehirn lernt und heilt

Warum unser Gehirn sich immer wieder neu verdrahtet und ob man mit Neuroathletik die Sinne schärfen kann, lesen Sie ab sofort in »Spektrum Gesundheit«. Plus: gesunde Füße, chronische Schmerzen und Wechseljahre.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen
Angenendt, G. et al.: Praxis der Psychoonkologie. Psychoedukation, Beratung und Therapie. Hippokrates, Stuttgart 2007.

Bernhard, J., Ganz, P. A.: Psychosocial Issues in Lung Cancer Patients (Part 1). Chest 99(1), S. 216-239, 1991.

Beuth, J.: Welche komplementäronkologischen Verfahren sind wirksamkeitsgeprüft? In: Angenendt, G. et al.: Praxis der Psychoonkologie. Psychoedukation, Beratung und Therapie. S. 1-12, Hippokrates, Stuttgart 2007.

Bovbjerg, D. H.: Psychoneuroimmunology: A Critical Analysis of the Implications for Psycho-immunotherapy. In: Lewis, C. E. et al. (Hrsg.): The Psychoimmunology of Cancer. Mind and Body in the Fight For Survival. S. 417-426, Oxford Medical Publications, Oxford 1994.

Classen, C., Spiegel, D.: Group Therapy For Cancer Patients. A Research-based Handbook of Psychosocial Care. Basic Books, New York 2000.

De Brabender, B., Gerits, P.: Chronic and Acute Stress as Predictors of Relapse in Primary Breast Cancer Patients. In: Patient Education and Counseling 37(3), S. 265-272, 1999.

Grulke, N. et al.: Coping and Survival in Patients with Leukemia Undergoing Allogeneic Bone Marrow Transplantation - Long-Term Follow-Up of a Prospective Study. In: Journal of Psychosomatic Research 59(5), S. 337-346, 2005.

Hack, T. F., Degner, L. F.: Coping Responses Following Breast Cancer Diagnosis Predict Psychological Adjustment Three Years later. In: Psycho-Oncology 13(4), S. 235-247, 2004.

Jensen, A. B.: Psychosocial Factors in Breast Cancer and their possible Impact upon Prognosis. In: Cancer Treatment Reviews 18(3), S. 191-210, 1991.

Kiecolt-Glaser, J. K., Glaser, R.: Depression and Immune Function: Central Pathways to Morbidity and Mortality. In: Journal of Psychosomatic Research 53(4), S. 873-876, 2002.

Kornblith, A. B.: Psychosocial Adaptation of Cancer Survivors. In: Holland, J. C. (Hrsg.): Psycho-oncology. S. 223-241, Oxford University Press, New York 1998.

Kune, G. A. et al.: Personality as a Risk Factor in large Bowel Cancer: Data from the Melbourne Colorectal Cancer Study. In: Psychological Medicine 21, S. 43-60, 1991.

Levenson, J. L., Bemis, C.: The Role of Psychological Factors in Cancer Onset and Progression. In: Psychosomatics 32(2), S. 124-132, 1991.

Moorey, S., Greer, S.: Cognitive Behaviour Therapy For People With Cancer. Oxford University Press, Oxford 2002.

Morris, T. A.: "Type C" for Cancer? Low Trait Anxiety in the Pathogenesis of Cancer. In: Cancer Detection and Prevention 3, S. 102, 1980.

Schnoll R. A. et al.: A Structural Model of the Relationships among Stage of Disease, Age, Coping, and Psychological Adjustment in Women with Breast Cancer. In: Psycho-Oncology 7(2), S. 69-77, 1998.

Schwarz, R: Die Krebspersönlichkeit. Mythos und klinische Realität. Schattauer, Stuttgart 1994.

Sehlen, S. et al.: Coping of Cancer Patients During and After Radiotherapy - a Follow-Up of 2 Years. In: Onkologie 26(6), S. 557-563, 2003.

Servan-Schreiber, D.: Das Antikrebs-Buch. Kunstmann, München 2008.

Spiegel, D., Kato, P. M.: Psychosoziale Einflüsse auf Inzidenz und Progression von Krebs. In: Larbig, W., Tschuschke, V. (Hrsg.): Psychoonkologische Interventionen. Therapeutisches Vorgehen und Ergebnisse. S. 111-150, Reinhardt, München 2000.

Spiegel, D.: Mind Matters. Coping and Cancer Progression. In: Journal of Psychosomatic Research 50(5), S. 287-290. 2001.

Stanton, A. L. et al.: The First Year after Breast Cancer Diagnosis: Hope and Coping Strategies as Predictors of Adjustment. In: Psycho-Oncology 11(2), S. 93-102, 2002.

Tschuschke, V. et al.: Associations between Coping and Survival Time of Adult Leukemia Patients Receiving Allogeneic Bone Marrow Transplantation: Results of a Prospective Study. In: Journal of Psychosomatic Research 50(5), S. 277-285, 2001.

Tschuschke, V.: Psychoonkologie. Psychologische Aspekte der Entstehung und Bewältigung von Krebs. Schattauer, Stuttgart 2006.

Watson, M., Greer, S.: Personality and Coping. In: Holland, J. C. (Hrsg.): Psycho-oncology. S. 91-98, Oxford University Press, New York 1998.

Weis, J. B. et al.: Psychoedukation mit Krebspatienten. Therapiemanual für eine strukturierte Gruppenintervention. Schattauer, Stuttgart 2006.

Zorilla, E. P. et al.: The Relationship of Depression and Stressors to Immunological Assays: A Meta-Analytic Review. In: Brain, Behavior, and Immunity 15(3), S. 199-226, 2001.
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.