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Ich-Bewusstsein: Der Blick nach innen

Jeder Mensch besitzt ein Bild seines Selbst, das stabil und nur schwer wandelbar erscheint. Doch wozu ist es gut, ein "Ich" zu haben? Der Psychiater Uwe Herwig kennt eine plausible Antwort: Es ermöglicht uns, Gefühle und Handlungen zu steuern.
In Vielfalt vereint
Frau K. fragt sich, wer sie eigentlich ist. Seit Monaten fühlt sich die 37-Jährige befremdet, oft kommt es ihr so vor, als würde sie neben sich stehen. Ihre Familie, ihr Beruf, ihr ganzes Lebens erscheinen ihr irgendwie sinnlos. Frau K. grübelt viel, leidet unter Beklemmungen. Manchmal gerät sie ihren Kindern gegenüber grundlos in Wut und macht sich anschließend Vorwürfe. Sie denkt daran, sich umzubringen.
Herr M. dagegen glaubt, er sei höchstpersönlich dazu auserkoren, die Welt zu retten. Er hält sich für außergewöhnlich begabt, tüftelt nächtelang an einer grandiosen, neuen Weltordnung. Er schlägt das fertige Manuskript mehreren Buchverlagen zur Veröffentlichung vor, bestellt einen teuren Sportwagen, obwohl er schon jetzt Schulden hat. Herr M. fühlt sich so gut und selbstsicher wie noch nie.
Das sind nur zwei Beispiele dafür, was passieren kann, wenn das Selbstbild von Menschen aus den Fugen gerät ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigen Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Pauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum Kompakt – Das Unbewusste

Viele unserer Denkprozesse laufen auf Autopilot ab. Untersucht wurden sie schon von Sigmund Freud, C. G. Jung und Alfred Adler. Heute arbeitet man daran, das Zusammenspiel von Unbewusstem und Bewusstem neuronal sichtbar zu machen oder psychische Abwehrmechanismen durch bestimmte Tests zu ergründen.

Gehirn&Geist – Gehirn und KI im Dialog: Was uns künstliche Intelligenz über menschliches Denken lehrt

Ist künstliche Intelligenz in der Lage, echtes Bewusstsein zu simulieren? Neue Ansätze in der KI-Forschung versuchen KI-Systeme menschenähnlicher zu machen, indem sie den modularen Aufbau des Gehirns nachahmen. Mit diesem Artikel startet die neue Serie »Wechselspiel der Intelligenzen«, in der wir beleuchten, wie sich künstliche und menschliche Intelligenz gegenseitig beeinflussen. Im Schwerpunktthema »Demokratie in Gefahr?« klären wir im Interview, ob sich wissenschaftlich fassen lässt, wie eine Demokratie in eine Autokratie abgleitet. Ein weiterer Artikel zu diesem Thema erklärt, wie sich trotz zunehmend kontroverser Gesellschaftsdebatten ein kühler Kopf bewahren lässt. Daneben berichten wir, warum noch Jahre nach Konsum von Psychedelika visuelle Störungen auftreten können, ob Hirnstimulation gegen Depressionen hilft, oder Eisbaden und Kältekammern wirklich gesund sind.

  • Quellen
Literaturtipp

Damasio, A.: Ich fühle, also bin ich. dtv, München 2001.
Sachbuch-Klassiker zum Ver­hältnis von Ich und Gehirn


Quellen

Bishop, S. J.:Trait Anxiety and Impoverished Prefrontal Con­trol of Attention.. In: Nature Neuroscience 12, S. 92-98. 2009.

Creswell, J. D. et al.:Neural Correlates of Dispositional Mindfulness During Affect Labeling.. In: Psychosomatic Medicine 69, S. 560-565, 2007.

Critchley, H. D. et al.:Neural Systems Supporting Interoceptive Awareness.. In: Nature Neuroscience 7, S. 189-195, 2004.

Herwig, U. et al.:Modulation of Anticipatory Emotion and Perception Processing by Cognitive Control.. In: Neuroimage 37, S. 652-662, 2007.

Kircher, T. et al.: Towards a Functional Neuroanatomy of Self Processing: Effects of Faces and Words. In: Cognitive Brain Research 10, S. 133-144, 2000.

Moran, J. M. et al.:Neuroanatomical Evidence for Distinct Cognitive and Affective Components of Self.. In: Journal of Cognitive Neuroscience 18, S. 1586-1594, 2006.

Northoff, G. et al.:Self-Referential Processing in our Brain. A Meta-Analysis of Imaging Studies on the Self.. In: Neuroimage 31, S. 440-457, 2006.

Ochsner, K. N., Gross, J. J.:The Cognitive Control of Emotion.. In: Trends Cognitive Science 9, S. 242-249, 2005.

Quirk, G. J. et al.:Stimulation of Medial Prefrontal Cortex Decreases the Responsiveness of Central Amygdala Output Neurons.. In: Journal of Neuroscience 23, S. 8800-8807, 2003.

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