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Denisovaner: Alles begann mit einem Fingerknöchelchen

Allein durch die Analyse uralter DNA haben Paläogenetiker vor zehn Jahren eine ausgestorbene Menschenform entdeckt: den Denisovaner. Wie dieser einst aussah, war jedoch auf Grund der spärlichen Fossilienreste völlig unklar. Inzwischen haben Forscher mehrere Fährten aufgenommen, die sie bis aufs Dach der Welt und in unser Erbgut führen.
Eingang zur Denisova-Höhle

Immer wenn die Bekanntgabe einer bedeutenden Entdeckung bevorsteht, macht sich das in der Cafeteria des Leipziger Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie als Erstes bemerkbar. Die Luft schwirrt dann dort regelrecht vor Gerüchten. Solche Momente gab es in der Vergangenheit häufiger. Denn seit der Gründung des Instituts 1997 jagte eine Entdeckung die nächste. Besonders hat sich aber das Jahr 2010 ins kollektive Gedächtnis der Leipziger Forscher gebrannt – da herrschte in der Cafeteria außergewöhnlich viel Aufregung. In jenem Jahr hatten meine Kollegen nicht nur das Erbgut des Neander­talers entziffert, sondern auch eine bisher unbekannte, ausgestorbene Menschenform entdeckt – und das auf eine nie da gewesene Art und Weise: nur durch die Sequenzierung von DNA aus einem winzigen fossilen Knochenstück.

Schon seit vielen Jahren hat die Paläogenetik im Leipziger Max-Planck-Institut einen gewaltigen Aufschwung er­lebt. Die treibende Kraft dahinter war mein Kollege Svante Pääbo. Zusammen mit seinem Team entzifferte er 2006 ein kurzes Stück aus der Erbsubstanz des Neandertalers – dessen mitochondriale DNA (mtDNA) …

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In dieser »edition« behandeln wir das Thema Sprache von den Wurzeln bis hin zur Entschlüsselung von tierischer Kommunikation mit KI. Wie klingt eine Sprache, die fast niemand kennt? Denken Menschen anders, wenn sie anders sprechen? Und was verrät der Klang einer Sprache über unsere Wahrnehmung?

Spektrum Geschichte – Wo der Zweite Weltkrieg nicht endet

80 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ist die Vergangenheit in Ostasien noch immer präsent – die Erinnerungskultur sorgt bis heute für politische Spannungen. Außerdem: Huey Longs Machtgier in den USA, ein gelöster Mordfall aus dem Mittelalter, ein Gesicht für Denisovaner und mehr.

Spektrum der Wissenschaft – Präzision statt Zufall – Genomeditierung revolutioniert Pflanzenzucht

Seit der Mensch Pflanzen anbaut, versucht er auch, Erträge und/oder Widerstandskraft durch Zucht gezielt zu optimieren. Was zunächst als simple Auslese begann, hat sich unter anderem dank der Fortschritte in der Molekularbiologie längst deutlich erweitert. Doch Methoden, bei denen ins Erbgut der Gewächse eingegriffen wird, wecken bei vielen Menschen Bedenken und stellen auch die Gesetzgebung vor Herausforderungen. Wie präzise die neueren Verfahren sind und welche Regelungen derzeit gelten oder diskutiert werden, erfahren Sie in unserem Titelthema. Weitere Themen: Im Notfall kann die Wasserversorgung schnell an ihre Grenzen kommen – eine große Aufgabe für den Katastrophenschutz. Was können Klimaforschende aus historischen Daten zur Weinqualität in Europa über die Vergangenheit lernen, und warum schmeckt alkoholfreier Wein so anders als solcher mit Alkohol? Außerdem gehen wir der Frage nach, was Fischschwärme, Hirnströme und Supraleitung gemeinsam haben und wie Emergenz diese Komplexität erklären könnte.

  • Quellen

Bailey, S. E. et al.: Rare dental trait provides morphological evidence of archaic introgression in Asian fossil record, PNAS 116, 2019

Chen, F. et al.: A late Middle Pleistocene Denisovan mandible from the Tibetan Plateau. Nature 569, 2019

Jacobs, G. S. et al.: Multiple deeply divergent Denisovan ancestries in Papuans. Cell 177, 2019

Slon, V. et al.: The genome of the offspring of a Neanderthal mother and a Denisovan father. Nature 561, 2018

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