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Rekonstruktion: Der Tempel Salomos

Bezeugt ist er lediglich in der Bibel; Ruinen und Artefakte gibt es keine. Dennoch lässt sich einiges über das legendäre Gotteshaus aussagen – durch eine plausible Archäologie des Geistes.

Nach biblischem Bericht soll es König Salomo gewesen sein, der fast ein Jahrtausend vor Christus den Tempelberg in Jerusalem bebauen ließ und damit das damalige Stadtareal auf doppelte Größe erweiterte. Zunächst wurde ein repräsentativer Palast errichtet, dann folgte – in nur eineinhalb Jahren Bauzeit – der legendäre Tempel. Freilich fehlen bislang jegliche archäologische Beweise hierfür, denn auf dem damaligen Tempelplatz befindet sich heute der Felsendom, eines der wichtigsten Heiligtümer des Islam. Damit ist es unmöglich, auf diesem Gelände Ausgrabungen durchzuführen.

Das Gotteshaus hatte, so berichten es jedenfalls die Bibel und andere Quellen, eine bewegte Geschichte. Rund 400 Jahre nach seinem Bau wurde es von den Babyloniern 586 v. Chr. zerstört, fast 70 Jahre später wieder aufgebaut. Zuletzt setzte sich König Herodes in den Jahrzehnten vor Christi Geburt ein Denkmal, indem er den Platz nochmals auf die doppelte Größe erweiterte und den Tempel von Grund auf erneuerte. Doch auch dieser Bau wurde 70 n. Chr. von den Römern zerstört – diesmal endgültig. Ende des 7. Jahrhunderts n. Chr. wurde dann mit dem Bau des Felsendoms begonnen. Und seit 1520 wird ein schmaler Streifen des jüdischen Viertels in Jerusalem mit unmittelbarem Zugang zur Außenmauer des von Herodes gestalteten Tempelplatzes von Juden als Gebetsstätte verwendet: die Klagemauer. Vom salomonischen Tempel selbst aber sind keinerlei Spuren geblieben. Und doch bewegt noch heute sein Areal – der Tempelberg – nicht nur die Menschen der Region, sondern beeinflusst gar die Geschicke der Welt. Nachdem Ariel Sharon im September 2000 den Platz betreten hatte, tobte die zweite Intifada. Zuvor hatten die Israelis in der Regel die arabische Oberhoheit über den Tempelplatz respektiert. Sharons Aktion wurde als bewusste Provokation verstanden, und so war sie damals wohl auch gedacht. ...

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