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Status: Ich gelte, also bin ich

Der Drang nach sozialer Anerkennung ist eine ­Haupttriebfeder des Menschen. Doch er hat eine Kehrseite: Fühlen sie sich in ihrem Wert bedroht, reagieren Individuen, aber auch Nationen häufig aggressiv.
Schachfiguren neben unterschiedlich hohen Münzstapeln.

Grimmig stehen sich zwei Gestalten gegenüber. Sie stoßen zusammen, taumeln zurück, drängeln erfolglos. Auf einmal verbeugt sich die eine und lässt der anderen den Vortritt. Die Beobachter der Szene dürfen anschließend entscheiden, mit welcher der beiden Figuren sie spielen wollen. Auf wen fällt die Wahl? 20 von 23 Probanden bevorzugen den, der sich beim Gerangel durchsetzte. Allerdings nur, wenn der Unterlegene von sich aus Platz machte – stieß ihn der »Sieger« einfach um, ist das Opfer beliebter.

Dies ist keine Szene aus einem Fernsehspiel, sondern eine Art Kasperletheater in Dienst der Wissenschaft. Die Probanden waren Zweijährige, die beiden Kontrahenten kleine puppenartige Figuren. Mit ihrer Studie von 2018 bestätigten Psychologen um Ashley Thomas von der University of California in Irvine, dass bereits Kleinkinder ein feines Gespür für sozialen Status besitzen und denjenigen zuneigen, die offenbar Respekt genießen. Augenscheinlich ordnete sich die ausweichende Puppe der anderen unter, sonst hätte sie kaum freiwillig das Feld geräumt. Weitere Forschungsarbeiten der letzten Jahre bestätigen, dass auch ältere Kinder eher solche Spielkameraden suchen, denen die Bewunderung und Anerkennung anderer sicher ist ...

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  • Literaturtipp und Quellen
Literaturtipp

Storr, W.: The status game. On social position and how we use it. William Collins Books 2021
Lesenswertes Sachbuch zur Psychologie, Soziologie und Geschichte des Statusmotivs

Quellen

Anderson, C., Hildreth, J. A. D.: Striving for superiority: The human desire for status. IRLE Working Paper 115-16, 2016

Anderson, C. et al.: Is the desire for status a fundamental human motive? A review of the empirical literature. Psychological Bulletin 141, 2015

Fleischmann, A. et al.: More threatening and more diagnostic: How moral comparisons differ from social comparisons. Journal of Personality and Social Psychology: Interpersonal Relations and Group Processes 121, 2021

Griskevicius, V. et al.: Aggress to impress: Hostility as an evolved context-dependent strategy. Journal of Personality and Social Psychology 96, 2009

Thomas, A. J. et al.: Toddlers prefer those who win but not when they win by force. Nature Human Behavior 2, 2018

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