Direkt zum Inhalt

Mikrosystemtechnik: Designerplasmen für die Industrie



Oberflächen reinigen, verändern oder beschichten sind Domänen industriell genutzter Plasmen. Diese Gase bestehen zum großen Teil aus Elektronen und Ionen, und Letztere vermögen sehr effektiv chemische Bindungen aufzuspalten. Um die Ausgangsgase derart zu trennen, werden elektrische Felder eingekoppelt. Ionen werden im Feld beschleunigt und ionisieren andere Atome durch Stöße. Dazu ist im Allgemeinen ein schwaches Vakuum erforderlich, sonst kollidieren die Teilchen zu früh, also mit zu geringer Energie. Vakuumtechnik ist aber nicht nur teuer, sie lässt sich auch nicht direkt in Produktionsabläufe integrieren, die unter Atmosphärendruck arbeiten. Abhilfe bieten mikrostrukturierte Elektrodensysteme. Damit sind, wie ein Forschungsverbund unter Koordination der Technischen Universität Braunschweig nachwies, großflächige Plasmen bei Normaldruck möglich.

Das grundlegende Prinzip ist aus der Physik gut bekannt: Je näher zwei Elektroden einander stehen, desto höher ist das elektrische Feld dazwischen. Mit Verfahren der Mikrosystemtechnik hergestellte Kamm- oder Siebstrukturen erzeugen also auch bei geringer von außen angelegter Spannung unmittelbar an ihrer Oberfläche so starke Felder, dass sie Gase stark ionisieren. Die freie Weglänge der beschleunigten Ionen ist kleiner, ein Vakuum nicht erforderlich. Mit entsprechend geformten Elektrodenstrukturen lassen sich Plasmen den zu bearbeitenden Körpern sogar räumlich anpassen.

An typischen Aufgaben wie dem Ätzen von Silizium, Modifizieren von Polymeroberflächen und Abscheiden von Schichten wurde die prinzipielle Machbarkeit des Verfahrens nachgewiesen. Während es die Industriepartner nun weiterentwickeln, suchen die Hochschulen nach neuen Anwendungsfeldern wie der Abgasbehandlung.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 7 / 2001, Seite 91
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – (Über)leben mit ME/CFS

ME/CFS verändert Leben radikal. Die Ärztin Natalie Grams schildert in der Titelgeschichte eindrücklich ihren Alltag mit der Krankheit. Außerdem in »Die Woche«: Ein Laser aus Neutrinos, Satellit soll vor Sonnenstürmen warnen und mehr.

Spektrum Kompakt – 70 Jahre CERN - Ein europäisches Erfolgsmodell

Nach dem zweiten Weltkrieg vereinte das CERN Forscherinnen und Forscher aus vielen Ländern, um die Geheimnisse der Teilchenphysik zu ergründen. Seine Erfolge lassen sich in Nobelpreisen und Entdeckungen wie dem Higgs-Boson verzeichnen, jedoch auch in einer beeindruckenden Forschungskultur.

Spektrum der Wissenschaft – Vorstoß zur Sonne

Viele Vorgänge im leuchtenden Plasma unserer Sonne sind noch immer rätselhaft. Neue Raumsonden sowie Beobachtungen vom Erdboden aus sollen dabei helfen, die Phänomene besser zu verstehen. Außerdem im Heft: Höhere Symmetrien tragen zur Lösung physikalischer Rätsel bei – vom Teilchenzerfall bis hin zum Verhalten komplexer Quantensysteme. Wir berichten von Untersuchungen an kopflosen Würmern und winzigen Zellklumpen, die kein Gehirn haben, aber grundlegende kognitive Fähigkeiten. Die Klimaforschung nimmt Aerosole in den Blick, um Klimasimulationen zuverlässiger zu machen. Wussten Sie, dass die statistische Methode des t-Tests in der Guinness-Brauerei erfunden wurde? Daneben berichten wir über codebasierte Kryptografie.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.