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Bewusstsein und Willensfreiheit: Determiniert - und trotzdem frei!

Vor Jahren machte der Neurophysiologe Benjamin Libet mit einer Reihe von Experimenten Furore, die scheinbar die Existenz des freien Willens widerlegten. Der Psychologe Christoph Herrmann von der Universität Oldenburg hält dagegen: Der Mensch ist frei, solange sein Handeln in ihm selbst gründet.
Bye-bye, Homunkulus!
"Bei Ihnen piept’s wohl!" Ein solcher Satz, in einem unbedachten Moment geäußert, kann einen Kopf und Kragen kosten – etwa, wenn er uns gegenüber dem Chef entschlüpft. Ich selbst ertappe mich immer wieder dabei, dass ich etwas sage, ohne die Konsequenzen so recht abzuschätzen. Ganz offenbar sind Handlungen (und auch Sprechen zählt dazu) nicht immer vollkommen bewusst geplant, sondern können sich auch unbewusst Bahn brechen.
Wie die Hirnforschung zeigt, beruhen psychische Leistungen wie Wahrnehmung und Handlungsplanung auf neuronalen Prozessen. Viele Forscher glauben, dass diese beiden Ebenen quasi identisch sind und nur eine jeweils andere Art der Beschreibung darstellen. Diese Position wird als Naturalismus bezeichnet.
Da fast alle physikalischen Prozesse festen Gesetzmäßigkeiten folgen, sind womöglich auch die Vorgänge im Kopf stets durch voran­gegangene neuronale Prozesse determiniert, das heißt festgelegt. Damit stünde das Ergebnis einer Handlungsplanung oder Entscheidung ­bereits vor ihrem Auftreten fest. Kann man in diesem Fall noch von freiem Willen ­sprechen? ...

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Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigt Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Plauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln, oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum Kompakt – Das Unbewusste

Viele unserer Denkprozesse laufen auf Autopilot ab. Untersucht wurden sie schon von Sigmund Freud, C. G. Jung und Alfred Adler. Heute arbeitet man daran, das Zusammenspiel von Unbewusstem und Bewusstem neuronal sichtbar zu machen oder psychische Abwehrmechanismen durch bestimmte Tests zu ergründen.

Gehirn&Geist – Gehirn und KI im Dialog: Was uns künstliche Intelligenz über menschliches Denken lehrt

Ist künstliche Intelligenz in der Lage, echtes Bewusstsein zu simulieren? Neue Ansätze in der KI-Forschung versuchen KI-Systeme menschenähnlicher zu machen, indem sie den modularen Aufbau des Gehirns nachahmen. Mit diesem Artikel startet die neue Serie »Wechselspiel der Intelligenzen«, in der wir beleuchten, wie sich künstliche und menschliche Intelligenz gegenseitig beeinflussen. Im Schwerpunktthema »Demokratie in Gefahr?« klären wir im Interview, ob sich wissenschaftlich fassen lässt, wie eine Demokratie in eine Autokratie abgleitet. Ein weiterer Artikel zu diesem Thema erklärt, wie sich trotz zunehmend kontroverser Gesellschaftsdebatten ein kühler Kopf bewahren lässt. Daneben berichten wir, warum noch Jahre nach Konsum von Psychedelika visuelle Störungen auftreten können, ob Hirnstimulation gegen Depressionen hilft, oder Eisbaden und Kältekammern wirklich gesund sind.

  • Quellen
Herrmann, C. S. et al.:Analysis of a Choice-Reaction Task Yields a new Interpretation of Libet's Experiments. In: ­International Journal of ­Psychophysiology 67(2), S. 151-157, 2008.

Herrmann, C. S. et al. (Hg.): Bewusstsein: Philosophie, Neurowissenschaften, Ethik. UTB, München 2005.

Libet, B.: Mind Time. Wie das Gehirn Bewusstsein produziert. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005.

Pauen, M., Roth, G.: Freiheit, Schuld und Verantwortung. Grundzüge einer naturalistischen Theorie der Willensfreiheit. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008.

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