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Folge 2: Deutsche Inseln im Meer der Fremde

Bald nach seiner Ankunft in der Neuen Welt folgt für Karl Herzog die Ernüchterung: Niemand will dem Schriftsetzer aus Württemberg Arbeit geben. Ein Jahr lang muss er sich mehr schlecht als recht durch­schlagen, bis er 1849 endlich eine Stelle bei einer deutschen Zeitung in Illinois findet.
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Ein Transatlantikflug in der mittleren Sitzreihe, fensterlos, neonbeleuchtet. Klimaanlagen regeln Druck und Temperatur, aus den Bordlautsprechern trällert Musik, ­Stewardessen versorgen uns mit Fertiggerichten aus der Mikrowelle. Kein Ort, um die Mühsale einer Schiffsreise Mitte des 19. Jahrhunderts nachzuempfinden, wie sie Karl Herzog in einem Brief an seine Familie im heimatlichen Stuttgart beschrieb:

"Am zehnten Dezember (1847, die Red.) sahen wir in der Ferne Land und waren alle der Meinung, es wäre das so heiß ersehnte Amerika. Es war aber eine bittere Täuschung für uns, denn wir sahen blos die Azorischen Inseln, und wir hatten von hier aus noch eine fünfwöchige Fahrt mit sehr viel Sturm. Jetzt könnt Ihr Euch denken, daß mich die Langeweile plagte und ich mich nach dem Lande sehnte."

Jetzt werden die Plastikschieber vor den Fenstern zugezogen, und das bisschen Außenwelt verschwindet. Auf den Bildschirmen flimmert ein Actionstreifen. Doch ich bin mit den Gedanken bei Karl, Schriftsetzer aus dem Königreich Württemberg, damals 28 Jahre alt. Im Spätherbst 1847 war er mit dem gleichen Ziel unterwegs – irgendwo zehn Kilometer unter uns, in der Weite des Nordatlantiks. 63 Tage lang segelte die Dreimastbark »Anna« von Bremerhaven nach New York. Die Passagiere waren der bedrückenden Enge, der öden Tage auf See, des oft stürmischen Wetters längst müde: 103 Menschen, geflohen vor Hunger, Armut, Ausbeutung, religiöser Unterdrückung und staatlicher Willkür. Sie alle hofften auf ein besseres Leben in der Neuen Welt ...

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