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Evolution: Die ersten Säugetiere

Zahlreiche Fossilfunde offenbaren eine erstaunliche Vielseitigkeit der frühen Säuger und ihrer Vorläufer.
Spitzmaus - ja, auch sie besitzt Gift

Die Nacht bricht an. Kayentatherium, ein katzengroßes Wesen, versorgt seine frisch geschlüpfte Brut. Heftiger Regen trommelt auf den Erdwall über seiner Höhle, während das Tier seine zahlreichen winzigen Jungen betrachtet. Kayentatherium könnte leicht als Säugetier durchgehen, aber der mächtige Kiefer, die charakteristischen Zähne sowie das Fehlen äußerer Ohren verraten seine wahre Identität: Es handelt sich um einen Vertreter der Cynodontia, der Hundszahnsaurier, aus denen die Säuger erst hervorgehen sollen. Plötzlich bricht die völlig durchweichte Böschung ein und begräbt das Muttertier mitsamt seinem Nachwuchs im Schlamm.

So blieben sie 185 Millionen Jahre lang liegen. Schließlich, im Sommer 2000, stieß eine Gruppe Fossilienjäger, die unter der Leitung von Timothy Rowe von der University of Texas in den Gesteinsschichten der Kayenta-Formation im nördlichen Arizona nach Überresten aus der Jurazeit grub, auf die verstreut liegenden Knochen.

Diese Versteinerungen beeindruckten die Paläontologen zunächst nur wenig. Die Forscher gruben den Felsblock aus und verfrachteten ihn ins Labor. Erst neun Jahre später bemerkte ein Spezialist, der das Fossil zur weiteren Analyse präparierte, etwas Erstaunliches: Eingebettet im Gestein befanden sich winzige Zähne und Kiefer, die lediglich einen Zentimeter maßen. »Sofort hörten sie mit der Präparation auf und überlegten, wie man die Babys zerstörungsfrei untersuchen könnte«, erzählt Eva Hoffman, Rowes dama­lige Kollegin an der University of Texas, die heute als Paläontologin am American Museum of Natural History in New York arbeitet. Anstatt das Gestein aufzubrechen und die Knochen frei zu legen, extrahierten die Wissenschaftler die Fossilien virtuell unter Einsatz eines Mikrocomputertomografen, der mit Röntgenstrahlen hochauflösende dreidimensionale Bilder erzeugt.

Was die Forscher in dem Felsblock gefunden hatten, waren die ersten bekannten Jungen von Säugetieren beziehungsweise deren Vorfahren aus dem Unterjura …

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  • Quellen

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Hoffman, E. A., Rowe, T. B.: Jurassic stem-mammal perinates and the origin of mammalian reproduction and growth. Nature 561, 2018

Hu, Y. et al.: A new symmetrodont mammal from China and its implications for mammalian evolution. Nature 390, 1997

Hu, Y. et al.: Large Mesozoic mammals fed on young dinosaurs. Nature 433, 2005

Ji, Q. et al.: A swimming mammaliaform from the middle Jurassic and ecomorphological diversification of early mammals. Science 311, 2006

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Meng, J. et al.: A Mesozoic gliding mammal from northeastern China. Nature 444, 2006

Meng, J. et al.: Transitional mammalian middle ear from a new Cretaceous Jehol eutriconodont. Nature 472, 2011

Meng, Q.-J. et al.: An arboreal docodont from the Jurassic and mammaliaform ecological diversification. Science 347, 2015

Meng, Q.-J. et al.: New gliding mammaliaforms from the Jurassic. Nature 548, 2017

Zhou, C.-F. et al.: New Jurassic mammaliaform sheds light on early evolution of mammal-like hyoid bones. Science 365, 2019

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