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Geophysik: Die Geburt eines Ozeans

© Eitan Haddok
In der Afar-Senke im Nordosten Äthiopiens weicht eine der trockensten Wüsten der Erde einem neuen Ozean. Dort ziehen Kräfte in der Tiefe den afrikanischen Kontinent auseinander und sind dabei, ihn in zwei Teile zu zerreißen. Im Verlauf dieses Vorgangs wird die feste Gesteinshülle der Erde zunächst immer dünner. So misst die kontinentale Kruste unter der Afar-Senke von Ober- zu Unterkante nur noch 20 Kilometer – weniger als die Hälfte ihrer ursprünglichen Dicke. Teile des Gebiets liegen bereits mehr als hundert Meter unter dem Meeresspiegel. Lediglich ein flaches Hügelland im Osten hindert das Rote Meer am Eindringen.

Weil die dünne Kruste die Gluthitze im Erdinnern nicht mehr gut abschirmt, ist ein wilder, unruhiger Landstrich entstanden, in dem heiße Dämpfe aufsteigen, Vulkane Lava speien und die Erde immer wieder heftig bebt. Obwohl Afar der einzige Ort auf dem Globus ist, an dem sich die Geburt eines Ozeans live erleben lässt, haben nur wenige Außenstehende, Wissenschaftler eingeschlossen, jemals ihren Fuß in die Region gesetzt. Die Temperaturen steigen im Sommer bis auf 48 Grad Celsius, und einen Großteil des Jahres fällt kein Tropfen Regen. Trotzdem habe ich als Wissenschaftsreporter die Reise dorthin gewagt. Dabei waren es nicht nur tückische Naturkräfte und extreme Klimaverhältnisse, mit denen ich rechnen musste. Die Gegend wird auch von politischen Unruhen und Kämpfen erschüttert, die der Krieg zwischen Äthiopien und dem benachbarten Eritrea mit sich bringt.

Krustendehnung und -absenkung müssen noch eine Jahrmillion andauern, bis die Afar- Senke unwiderruflich unter den Fluten des Roten Meers versinkt und zum Boden eines neuen Ozeans wird. Vorerst ist der künftige Meeresgrund, wie die Fotos auf den folgenden Seiten zeigen, eine trostlose Einöde, in der Lavaströme die letzten Reste der ohnehin spärlichen Vegetation verbrennen, höllische Temperaturen Schwefelsäure in Schlammlöchern kochen lassen, aus Spalten zischend giftige Dämpfe entweichen und Salzkrusten von früheren Einbrüchen des Roten Meers zeugen...

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