Nobelpreis für Physiologie oder Medizin: Wie unsere innere Uhr tickt
Tag und Nacht gibt es auf der Erde seit ihren Anfängen vor viereinhalb Milliarden Jahren. Nahezu alles irdische Leben hat sich seit seiner Entstehung, nach neuesten Erkenntnissen vor fast vier Milliarden Jahren, auf den vorhersagbaren Wechsel zwischen hell und dunkel eingestellt.
Ob Bakterium, Pflanze oder Mensch: Die verschiedensten Lebensformen folgen einem regelmäßigen "zirkadianen" Rhythmus (von lateinisch circa: ringsum; dies: Tag). Dieser ist den Organismen eingebaut, hat Einfluss auf Physiologie und Verhalten und wird bei Bedarf, angelehnt an die Hell- und Dunkelphasen, subtil nachjustiert. Das dafür nötige Werkzeug und Sensorium – die "innere Uhr" – zu beherrschen, ist eine Meisterleistung der Zellen. Wie diese Uhr tickt, haben Generationen von Wissenschaftlern erforscht und allmählich immer besser verstanden. Drei von ihnen, Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash and Michael W. Young, werden für ihren Beitrag nun mit dem Nobelpreis für Physiologie oder Medizin 2017 geehrt.
Schon im 18. und noch bis ins 20. Jahrhundert hinein war die Idee einer inneren Uhr allerdings höchst umstritten. Denn ist sie nicht eigentlich überflüssig? Könnte ein Lebewesen nicht einfach sehen, wann es hell und dunkel ist, darauf entsprechend reagieren und sich damit komplizierte Zeitmesser sparen? So einfach ist die Sachlage aber keineswegs, wie schon 1729 der französische Astronom Jean Jacques d’Ortous de Mairan (1678-1771) ahnte: Er experimentierte mit Mimosen, die ihre Blattfiedern tagsüber öffnen und nachts zusammenlegen. Erstaunlicherweise behielten die Pflanzen diesen rhythmischen Wechsel sogar im Dauerdunkel tagelang bei ...
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