Menschenevolution: Die spanischen Ahnen der Neandertaler
Für diese bahnbrechende Studie dürften die Forscher nicht nur einen Rekord aufgestellt haben. Denn um die bisher älteste Zellkern-DNA von frühen Menschen zu erhalten, mussten sie Sequenzierungsdaten in einem Umfang verwerfen, der mehrere Dutzend Mal so groß ist wie unser komplettes Genom. Nur mit diesem hohen zusätzlichen Aufwand konnte das Team um die Molekularbiologen Matthias Meyer und Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig gerade einmal 0,1 Prozent jenes nach einer neueren Untersuchung rund 430 000 Jahre alten Genoms bestimmen. Es stammt von menschlichen Skeletten aus der nordspanischen Sima de los Huesos, übersetzt Knochengrube.
Der überwiegende Teil der ermittelten DNA-Sequenzen erwies sich als Kontaminierung etwa durch Bakterien oder heutige Menschen, und der Rest war stark abgebaut und allenfalls in sehr kurzen Stücken verfügbar. Die trotzdem entdeckten genetischen Spuren genügten den Forschern aber, um daran zu zeigen: Diese Knochen stammen von frühen Neandertalern. Somit hätten sich die Evolutionslinien der Vorfahren von Neandertaler und Homo sapiens eher getrennt, als viele Paläanthropologen derzeit annehmen. "Schon so ein Projekt überhaupt anzugehen, ist mehr als anspruchsvoll. Noch sehr viel mehr muss man bewundern, dass es gelang. Hier stoßen wir wirklich an die Grenzen des Machbaren", kommentiert Ludovic Orlando vom dänischen Nationalhistorischen Museum in Kopenhagen, der selbst Experte für alte DNA ist. ...
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