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Gedächtnisforschung: Die totale Erinnerung

Manche Menschen können sich an Ereignisse, die sie vor 20 und mehr Jahren erlebt haben, wie auf Knopfdruck bis in kleine Details erinnern – als wäre es gestern gewesen. Neurowissenschaftler versuchen die biologischen Grundlagen dieser phänomenalen Fähigkeit zu enträtseln.
Überlegenes autobiografisches Gedächtnis

Anfang 2000 erhielt einer von uns (McGaugh) die E-Mail einer Frau namens Jill Price, die unter ihrer extremen Gedächtnisleistung litt. Unter anderem schrieb sie:

"Hoffentlich können Sie mir irgendwie helfen. Ich bin 34 Jahre alt, und mit elf erwarb ich diese unglaubliche Fähigkeit, mich zu erinnern … Ich kann Ihnen für jedes Datum zwischen 1974 und heute sagen, auf welchen Wochentag es fällt und was ich an dem Tag tat, und wenn damals irgendetwas sehr Wichtiges geschah, kann ich es Ihnen beschreiben. Ich schaue vorher nicht in einen Kalender, und ich lese auch nicht in den Tagebüchern, die ich seit 24 Jahren führe."

Wir bezweifelten zwar, was Price behauptete, wurden aber doch neugierig und luden sie in unser Forschungszentrum an der University of California in Irvine ein, wo wir die neurobiologischen Grundlagen von Lernen und Gedächtnis studieren. Am 24. Juni 2000 erschien Price zum verabredeten Termin; das war ein Samstag. Wir wissen das noch, weil ihr Besuch auf einem Laborkalender verzeichnet ist. Price hingegen braucht keinen Kalender, um sich an solche Fakten zu erinnern. ...

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Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigen Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Pauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum Kompakt – Gedächtnis

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Spektrum - Die Woche – Neue Strompreisregelung in Deutschland?

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  • Quellen

LePort, A. et al.:Behavioral and Neuroanatomical Investigation of Highly Superior Autobiographical Memory (HSAM). In: Neurobiology of Learning and Memory 98, S. 78 - 92, 2012

Lurija, A. R.: The Mind of a Mnemonist. A Little Book about a Vast Memory. Basic Books, New York 1968

McGaugh, J. L.: Memory and Emotion: The Making of Lasting Memories. Columbia University Press, New York 2003

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