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Neurophysiologie: Drogenresistente Mäuse



Normale Mäuse werden ganz schnell zu Junkies, wenn sie die Möglichkeit haben, sich selbst Kokain zu verabreichen. Doch die Tiere von Christian Chiamulera und seinen Kollegen aus den Labors des britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline widerstehen jeder Versuchung. Abgesehen davon, dass sie keinerlei Interesse an Kokain-Injektionen haben, reagieren sie auf die erzwungene Gabe auch nicht mit der für andere Mäuse typischen Hyperaktivität. Was macht sie so gleichgültig gegen Drogen? Der Grund ist überraschend einfach: Ihnen fehlt eine bestimmte Bindestelle für Glutamat – einen der Neurotransmitter (Botenstoffe), die Nervensignale im Gehirn übermitteln. Dieser so genannte mGluR5-Rezeptor spielt offenbar eine entscheidende Rolle bei der Entstehung der Kokainsucht. Er könnte daher Ansatzpunkt für eine Therapie beim Menschen sein. Chiamuleras Mäuse stellen außerdem die gängige Vermutung in Frage, dass dem Neurotransmitter Dopamin bei der Suchtentstehung eine Schlüsselfunktion zukommt. Gegen diese Annahme spricht, dass bei Mäusen ohne den mGluR5-Rezeptor eine Kokain-Spritze den Dopaminspiegel im Gehirn ebenso ansteigen lässt wie bei normalen Nagern. (Nature Neuroscience, Bd. 4, S. 873)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 2001, Seite 25
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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