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Teenager: Drückt gefühlte Armut aufs Gemüt?

Ob Kinder in armen oder reichen Verhältnissen aufwachsen, hat nicht nur einen großen Einfluss auf ihren beruflichen und sozialen Werdegang, sondern auch auf ihre körperliche und psychische Gesundheit. Nun hat ein Team um Joshua Rivenbark von der Duke University in Durham Hinweise darauf entdeckt, dass sich sogar bereits der gefühlte Sozialstatus auf das Wohlbefinden und die Entwicklung von Teenagern auswirken kann.

Für ihre Untersuchung analysierten die Wissenschaftler die Daten einer Zwillingsstudie, die mehr als 2200 Kinder aus England und Wales bis zur Volljährigkeit begleitete. Als die Probanden 18 waren, erhoben die Forscher unter anderem die wirtschaftliche Situation in den Familien der Teilnehmer, den IQ der Probanden, ihre seelische Verfassung, ihre Bildungserfolge und mögliche begangene Straftaten. Außerdem befragten sie die Teilnehmer dazu, wie arm oder reich sie sich fühlten. Dazu zeigten sie ihnen das Bild einer Leiter mit fünf Sprossen, die die Verhältnisse im Land symbolisieren sollten. Auf der obersten Sprosse stünden jene, die die besten Jobs, das meiste Geld und die schönsten Häuser hätten. Auf der untersten befänden sich hingegen diejenigen, denen es an Geld mangele. Wo sahen die Teilnehmer sich und ihre Familie?

Teenager, die ihre Familien (unabhängig von der tatsächlichen finanziellen Situation) weiter unten auf der sozialen Leiter ansiedelten, zeigten häufiger depressive Verstimmungen oder Verhaltensprobleme als ihre Zwillinge, die den Sozialstatus der Familie positiver einschätzten. Außerdem begingen sie im Schnitt etwas häufiger Straftaten, hatten einen niedrigeren Bildungsstatus und liefen eher Gefahr, mit 18 Jahren weder die Schule zu besuchen noch zu arbeiten.

Rivenbark und seine Kollegen glauben deshalb, dass schon der Eindruck von Armut einen negativen Einfluss auf das Leben junger Erwachsener haben kann. Sicher lässt sich ein solcher Kausalzusammenhang aber nicht aus den Daten ableiten, schränken die Forscher ein. Schließlich sei es ebenfalls möglich, dass Teenager mit mentalen Problemen ihre eigene Situation düsterer einschätzten. Im nächsten Schritt wollen die Forscher deshalb ergründen, was passiert, wenn man jungen Erwachsenen hilft, einen positiveren Eindruck von ihrem Sozialstatus zu gewinnen, und ob sich damit auch ihr Wohlbefinden verbessern lässt.

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  • Quelle
PNAS 10.1073/pnas.1820845116, 2020
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