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Editorial: Das Manifest - zehn Jahre danach

Kein Artikel aus "Gehirn und Geist" wurde mehr diskutiert als das "Manifest der Hirnforschung", das wir 2004 publizierten. Damals hatten elf führende Vertreter verschiedener ­Disziplinen der Neurowissenschaften, von der klinischen Neurologie bis zur theoretischen ­Neuroinformatik, der Öffentlichkeit mit Verve erläutert, wo die größten Herausforderungen ihres Fachs liegen – und welche Fortschritte für die kommende Dekade sowie für die fernere ­Zukunft zu erwarten seien. Dabei hatten die elf grundlegende Erkenntnisse über die Funktionsweise des menschlichen Gehirns im Blick, aber auch Therapien für Parkinson, Depression, Alzheimer und weitere Erkrankungen.

Das Manifest wurde sowohl in der Fachwelt als auch in der breiten Öffentlichkeit intensiv (und kontrovers!) erörtert. Manche Kommentatoren witterten einen gegen das traditionelle Menschenbild im Allgemeinen und die Geisteswissenschaften im Speziellen agitierenden biologischen Reduktionismus. Andere lobten im ­Gegenteil den besonnenen, abwägenden Tonfall.

Für mich ist das Manifest bis heute ein Ausgangspunkt wichtiger Diskussionen: Was ist der gemeinsame Nenner der – noch immer heterogenen – Disziplin "Hirnforschung"? Wo verorten sich ihre Vertreter im Zusammenspiel mit anderen Disziplinen wie der Psychologie oder der ­Philosophie? Wie sehr lassen sich das ­Gehirn und seine Funktionen manipulieren? Welche gesellschaftlichen Auswirkungen stehen durch zukünftige Neurotechniken ins Haus?

Diese und weitere Debatten führen wir seit 2004 in GuG; zahlreiche Kommentare von Experten stellten wir zusammen mit dem Manifest unter www.gehirn-und-geist.de/manifest frei zugänglich online bereit. Es ist bis heute eine der am meisten verlinkten Webseiten des Verlags Spektrum der Wissenschaft.

Zehn Jahre nach Erscheinen des Manifests ­fragen wir in diesem Heft nach, was aus den ­Prognosen geworden ist. Einer der Autoren von damals, der Bremer Hirnforscher Gerhard Roth, stand uns dabei ebenso Rede und Antwort wie eine der profiliertesten Neurowissenschaftlerin­nen der ­jüngeren Generation, Katrin Amunts von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Welche Bedeutung die beiden dem Manifest in der Rückschau beimessen und wie aktuell der Text noch heute ist, lesen Sie in unserem Doppel­interview ab S. 64.

Eine gute Lektüre wünscht Ihr
Carsten Könneker

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