Direkt zum Inhalt

Editorial: Erziehung der Gefühle

Was bedeutet Glück für Sie? Ein Zustand innerer Ruhe und Zufriedenheit? Oder eher eine möglichst dichte Folge schöner Momente, die uns etwa private Geborgenheit oder überraschende Einsichten bescheren? Was immer uns zu berauschen vermag, im Streben nach dem Hochgefühl verkennen wir oft, dass dieser Eifer einen Schönheitsfehler hat: Er geht an der Realität vorbei.

Nicht ständig mehr vom Guten, sondern weniger vom Schlechten scheint der Schlüssel zu dauerhaftem Wohlbefinden zu sein. Darauf deuten Ergebnisse von Studien hin, die G&G-Autor Christian Wolf in seinem Beitrag zum Titelthema dieses Hefts (ab S. 14) vorstellt: Psychologen gehen heute davon aus, dass es Menschen ab dem mittleren Erwachsenenalter im Schnitt besser gelingt, negative Impulse und Reaktionen wie Angst, Ärger oder Unruhe zu kontrollieren, als noch in jungen Jahren. Auf diese Weise stelle sich oft eine besondere Gelassenheit ein – nicht die schlechteste Aussicht für den Lebensabend also.

Überhaupt erscheinen uns Gefühle wohl oft übermächtiger, als sie in Wahrheit sind. So machen wir sie selbst erst zu dem, was sie sind – durch Bewertung, Einord­nung und eben Kontrolle. Mit den Jahren gelingt uns dies offenbar müheloser, wie die Lebenslaufforscherin Ute Kunzmann im Interview auf S. 20 bestätigt. In Zeiten permanenter medialer Aufgeregtheit mag uns diese Botschaft zu denken geben: Wir sind Herr über unsere Gefühle – nicht immer, aber doch sehr oft.

Um einen Wandel persönlicher Art geht es in unserem Interview mit dem Grand­seig­neur der Sozialpsychologie, Philip Zimbardo. Der heute 78-Jährige wurde berühmt durch sein Stanford-Gefängnisexperiment und die These, jeder Mensch sei unter bestimmten Umständen zu Gewalttaten und Unmoral fähig. Nun will Zimbardo ­Menschen helfen, im Alltag Gutes zu tun. Mehr dazu lesen Sie ab S. 56.

Viel Vergnügen und beglückende Einsichten wünscht Ihnen
Steve Ayan

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Resilienz - Was stärkt uns für schwierige Zeiten?

Zum Leben gehören neben Höhen auch Tiefen. Wie können wir solche negativen Ereignisse überstehen? Erfahren Sie, wie Stress den Darm trifft und was hilft, die Beschwerden zu lindern. Warum ältere Menschen oft stressresistenter sind und was jeder daraus lernen könnte. Wann uns ein Trauma nicht zerbricht, sondern wir am Widerstand wachsen. Wie Genussfähigkeit mit negativen Gefühlen, Leistung und Lebenserfolg zusammenhängt. Warum Tanz und Musik wie Lebenselixiere wirken. Oder ob Haustiere uns wirklich glücklich machen.

Spektrum Geschichte – Zwangsgermanisierung

Die Nationalsozialisten verschleppten zehntausende Kinder, um sie als Deutsche aufwachsen zu lassen. Was aus ihnen werden sollte, verraten die Erziehungsideale der Nazis: Ihrer Bedürfnisse entzogen sollten die Kinder willfährig und gehorsam werden. Kinderraub und Erziehung haben bis heute Folgen.

Spektrum - Die Woche – Die Scham ums Haar

Vor etwa 100 Jahren begann der Kampf gegen weibliches Körperhaar. Sogar ein medizinischer Begriff wurde für Behaarung, die nicht den Schönheitsidealen entsprach, eingeführt. Die Kulturgeschichte der Körperbehaarung ist Thema der aktuellen »Woche«. Außerdem: neue Erkenntnisse aus der Schlafforschung.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.