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Editorial: Heiße Zeiten

Daniel Lingenhöhl

Erinnern Sie sich noch an das Jahr 2003? Damals gab es den ersten »Jahrhundertsommer« des neuen Jahrtausends. Es sollte nicht der letzte bleiben. Seitdem folgten mehrere Jahre mit Temperaturrekorden – darunter die letzten beiden Sommer 2018 und 2019. Ein einzelnes Extremereignis belegt den Klimawandel natürlich nicht, doch der Trend weist bei den Durchschnittstemperaturen eindeutig nach oben. Er ist für Klimawissenschaftler und Meteorologen das wichtigste Indiz dafür, dass sich die Erderwärmung auch schon in Mitteleuropa deutlich bemerkbar macht.

Bei anderen Indikatoren wie dem Niederschlag oder Extremwetterereignissen ist die Faktenlage dagegen noch unklar. Die starke Dürre der beiden Vorjahre deutet allerdings schon an, was uns in Deutschland erwarten könnte: Die Böden haben sich in weiten Teilen des Landes bis heute nicht von der extremen Trockenheit erholt; in tieferen Schichten fehlt mehr Wasser, als die Niederschläge eines normalen Jahres nachliefern könnten.

Das macht sich auf unseren Feldern und in den Wäldern bemerkbar. Auf zehntausenden Hektar sind Bäume abgestorben, und Experten befürchten, dass als Spätfolge noch mehr Fichten oder Buchen verenden werden. Im Gebirge zeigt sich dagegen, dass das Eis selbst in Hochlagen schmilzt: Gletscher schwinden, der Fels bröckelt, weil das Eis als Kitt verloren geht. In der Nordsee wiederum wandern wichtige Fischarten nach Norden oder in die Tiefe ab, weil sich das Meer für sie zu stark erhitzt.

Unsere Experten beschreiben ab S. 12 exemplarisch, wie sich der Klimawandel schon heute in Deutschland zeigt und was wir zukünftig erwarten müssen. Diese Artikel sind der Auftakt zu einer neuen dreiteiligen Serie über die Erderwärmung und wie wir sie erforschen. Und noch einem zweiten ökologisch relevanten Thema werden wir uns in den nächsten Heften mit mehreren Berichten widmen: den Kunststoffen. Ab S. 58 beleuchten Carolin Völker und Johanna Kramm das mittlerweile allgegenwärtige Mikroplastik. Im Gegensatz zum Klimawandel wissen wir bislang nicht genau, wie es sich auf die Umwelt auswirkt. Dennoch sollten wir auch hier handeln – bevor sich womöglich irreparable Schäden zeigen.

Passend zu diesem Thema finden Sie in diesem Magazin übrigens eine Beilage der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) zum 100. Jahrestag der ersten Beschreibung von Makromolekülen – quasi dem Urknall der Polymerchemie. Die Beiträge verfolgen den Weg von der ersten Anwendung bis zu den heutigen Umweltproblemen und ihrer Lösung.

Einen nicht zu schweißtreibenden Restsommer wünscht
Daniel Lingenhöhl

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