Editorial: Ko(s)mische Vorstellungen
Liebe Leserin, lieber Leser,
in jeder Epoche haben sich die Menschen ihr eigenes Bild von der Welt gemacht. Gestützt auf Alltagserfahrungen entwickelten sie Vorstellungen über den Kosmos und die Erde darin. In der Vorgeschichte dachte man, die Erde müsse auf irgendetwas ruhen, damit sie nicht herunterfalle – sei es auf einem Gebirge, dem Meer oder den Schultern eines Riesen. Der Erste, der unserer Kenntnis nach einen völlig anderen Gedanken einführte, war der Grieche Anaximander im 6. Jahrhundert v. Chr., der sich die Erde im Kosmos schwebend vorstellte. Dabei war auch er von seiner Zeit geprägt, denn er verglich – vermutlich inspiriert durch den damaligen Fortschritt im Tempelbau – die Form der Erde mit einem Säulensegment (S. 38).
Von dem Weltbild des Anaximander vor 2600 Jahren bis zur modernen Kosmologie war es ein weiter Weg. Doch noch immer ist unser Blick durch unsere Alltagserfahrung begrenzt. Auch heute sind radikale gedankliche Neuerungen erforderlich, um Mängel im Modell zu beseitigen. Dass das Universum durch einen Urknall entstanden sei, ist zwar gängige Meinung, aber niemand vermag dieses singuläre Ereignis zu verstehen. Der Theoretiker Robert Penrose versucht deshalb mit einem neuen Ansatz, den Ursprung des Universums zu ergründen (S. 28).
Passend zum Thema möchte ich Ihnen auch die Lektüre des kürzlich erschienenen Dossiers »Kosmologie – Den Geheimnissen des Weltalls auf der Spur« empfehlen, das mehrere Artikel aus unserer Zeitschrift in einem Heft vereint. Ausgewiesene Experten nehmen Sie mit auf eine Reise durch den Kosmos und beschreiben anschaulich, wie sich unser Verständnis von Raum und Zeit in den letzten Jahrzehnten verändert hat und wo unsere Vorstellungen noch immer an Grenzen stoßen.
Herzlichst grüßt Ihr
Uwe Reichert
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