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Editorial



Es scheint müßig, über die Zukunft der Computer zu spekulieren, wird doch bald alle paar Jahre eine neue Generation von Rechnern installiert. Mit immer kleineren Komponenten verdoppelt sich ihre Leistung alle drei Jahre – wie lange noch? Die aktuelle Rede vom "Molekularcomputer" signalisiert, wo die Barriere liegt. Irgendwann werden Schaltelemente aus einzelnen Molekülen die Transistoren ersetzen, die derzeit in jedem Laptop ihre Dienste tun. Unsere Autoren Mark A. Reed und James M. Tour, Molekular-Elektroniker an der Yale University, haben inzwischen aus einzelnen Molekülen und Molekül-ketten, die Drähte ersetzen sollen, bereits Schalter und Gedächtniselemente hergestellt. Freilich ist es von solchen Einzelkomponenten zu sta-bilen komplexen Schaltkreisen aus Millionen von Einzelteilen noch ein weiter Weg.

Als Preis winkt jedoch ein Rechnertyp, gegen den heutige Supercomputer wie gotische Pendeluhren wirken werden. Wie rasch das gehen wird, ist vorerst offen. In unserem Spektrum-Spezial 4/99 ("Der High-Tech-Körper") prognostizierte der Computerforscher Ray Kurzweil, dass "im Jahre 2019 ein PC für tausend Dollar" die Leistung "des menschlichen Gehirns erreicht haben wird". Das entspricht dem Millionfachen eines heutigen Spitzen-PCs. Mir scheint, die Entwickler werden nicht eher ruhen, bis die Molekülbarriere erreicht wird (Seite 38).

Bekanntlich hat die Kriegsforschung schon immer die Entwicklung der Technologie mit vorangetrieben. An keinem anderen Ort findet High Tech so gewaltsam Eingang wie in bewaffneten Auseinandersetzungen – der Luftkrieg im Kosovo im März 1999 war sicherlich nur das vorerst letzte Beispiel.

Doch auch Low Tech spielt eine große Rolle – vor allem bei lokalen Bürgerkriegen. Weltweit sind seit 1990 "mehr als hundert solcher Konflikte ausgebrochen, etwa doppelt so viele wie zuvor pro Jahrzehnt. Sie haben mehr als fünf Millionen Menschen das Leben gekostet, Dutzende von Millionen zu Flüchtlingen gemacht." – Das stellen zwei Friedensforscher zu Beginn unserer dreiteiligen Serie über "Die neuen Kriege" fest. Der erste Teil ist der fatalen Rolle moderner Kleinwaffen gewidmet. Diese sind relativ einfach zu erwerben, zu transportieren und zu gebrauchen (Seite 62). Der zweite Teil befasst sich mit den traumatischen Auswirkungen von Kriegen vor allem auf Zivilisten. Im dritten Teil dokumentieren wir den immer häufigeren Einsatz von Kindersoldaten – wie sie, immer häufiger, ihren Familien brutal entrissen und anschließend für den Kampf "fit" gemacht werden.

Aus: Spektrum der Wissenschaft 8 / 2000, Seite 3
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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