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Staufer Interview: Ein Gegensatz, der keiner war

epoc: In Ihrer Dissertation haben Sie 1996 gezeigt, dass das Deutungsmuster des "staufisch-welfischen Gegensatzes" das deutsche Hoch­mittelalter nicht treffend beschreibt. Warum nicht?

Werner Hechberger: Die in Lehr- und Schulbüchern lange so beliebte Vorstellung vom staufisch-welfischen Gegensatz geht auf Denkmus­ter zurück, die zumindest im 12. Jahrhundert nicht vorhanden waren. Könige und Fürsten wie Friedrich Barbarossa oder Heinrich der Löwe betrachteten sich nicht primär als Staufer oder als Welfe. Diese Begriffe geben nicht das Selbstverständnis jener Adligen wieder, die wir aus heutiger Rückschau so bezeichnen. Denn das mittlerweile übliche Denken in Adelsdy­nas­tien, die auf Vater-Sohn-Abstammungsfolgen basieren, begann sich im Hochmittelalter erst zu etablieren.

Wie lässt sich das Verhältnis dieser beiden Dynastien in jener Zeit besser charakterisieren?

Man sollte am besten gar nicht von einem Verhältnis zwischen zwei Dynastien sprechen. Friedrich Barbarossa – um beim Beispiel zu bleiben – teilte seine nahen Verwandten nicht in "staufische" und "welfische" Onkel oder Neffen ein. Natürlich gab es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Staufern und Welfen. Man wird darin aber nicht den Niederschlag eines strukturellen Konflikts sehen dürfen, der das deutsche Hochmittelalter geprägt hätte. Schaut man sich den gesamten Zeitraum an, so stellt man fest, dass gute Zusammenarbeit im 12. Jahrhundert sogar häufiger war. Festgefügte und politisch handelnde Parteien, die auf der Zugehörigkeit zu einer Dynas­tie beruhten, gab es ohnehin nicht. Die Vorstellung vom staufisch-welfischen Gegensatz aufzugeben, ermöglicht es daher auch, die anderen Fürsten dieser Zeit erst wieder richtig in ihren eigenständigen Rollen wahrzunehmen.  ...

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