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Wissenschaftsgeschichte: Ein Physiker zwischen Hitler und Stalin

Die abenteuerliche Lebensgeschichte von Friedrich Houtermans (1903 – 1966) spiegelt nicht nur die politischen Wechselfälle des 20. Jahrhunderts wider, sondern auch wissenschaftliche Pionierleistungen der modernen Physik. Trotz seiner Leistungen ist der vielseitige Forscher heute fast vergessen – zu Unrecht.
Friedrich Houtermans 1927 im Labor in Göttingen

Der Physiker Rudolf Ritschl (1902 – 1982) berichtet in seinen Lebenserinnerungen über die Begegnung mit einem ehemaligen Kollegen in der Berliner S-Bahn im Sommer 1940: "'Mensch Houtermans, ich denke, du bist tot!?' Worauf dieser antwortete: 'fast, aber noch nicht ganz.'" Anlass für die makabre Mutmaßung gab der Lebensweg von Friedrich Houtermans: Im Frühjahr 1933 musste er aus Deutschland emigrieren und fand in der Sowjetunion ein neue Heimat, geriet dort jedoch bald in das Räderwerk des stalinschen Terrors. Er wurde 1937 als vermeintlicher deutscher Spion verhaftet und vom sowjetischen Staatssicherheitsdienst NKWD brutalen Verhören unterzogen. Im Gegensatz zu vielen Leidensgenossen überlebte er und wurde im Gefolge des Hitler-Stalin-Pakts nach Deutschland abgeschoben, wo ihn die Gestapo sofort in "Schutzhaft" nahm. Nachdem prominente deutsche Physikerkollegen ihn als "kriegswichtige Person" reklamiert hatten, fand sein Leidensweg im Sommer 1940 ein Ende. Der Forscher konnte seine Karriere in Nazideutschland halbwegs ungestört fortsetzen und wurde in der Nachkriegszeit Professor an der Universität Bern. ...

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  • Quellen

Amaldi, E.: The Adventurous Life of Friedrich Georg Houtermans, Physicist (1903 – 1966). Springer, Berlin 2013

Frenkel, V. J.: Professor Friedrich Houtermans – Arbeit, Leben, Schicksal. Biographie eines Physikers des zwanzigsten Jahrhunderts. Preprint 414, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin 2011

Gorelik, G.: "Meine antisowjetische Tätigkeit ..." Russische Physiker unter Stalin. Vieweg, Braunschweig 1995

Grundmann, S.: Der Geheimapparat der KPD im Visier der Gestapo. Das BB-Ressort: Funktionäre, Beamte, Spitzel und Spione. Dietz, Berlin 2008

Karlsch, R.: Hitlers Bombe. Die geheime Geschichte der deutschen Kernwaffenversuche. DVA, München 2005

Walker, M.: Die Uranmaschine. Mythos und Wirklichkeit der deutschen Atombombe. Siedler, Berlin 1990

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