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Essay: Neuer Wein in Alten Schläuchen

In den Migrationsdebatten unserer Zeit zirkulieren Deutungsmuster, die mehr als 100 Jahre alt sind.

»Je höher die Kultur, desto stärker ist meist die Mischung«, schrieb 1907 der seinerzeit wohl einflussreichste deutsche Historiker Eduard Meyer (1855–1930). Im Vorteil seien demnach stets diejenigen Gesellschaften, denen es gelinge, möglichst viele fremde Einwirkungen aufzunehmen und zu einer »inneren Einheit« zu verschmelzen. Eine gegenüber Fremden abgeschottete Lebensweise hingegen bringe laut Meyer eher Entwicklungsnachteile. Diese überraschend modern klingende These entsprang einem damals gängigen Forschungsansatz: Bedeutsame geschichtliche Prozesse wie der Untergang des Römischen Reichs sollten sich durch »Völkerwanderungen« erklären lassen. Dieser Gedanke unterliegt, von den Protagonisten meist unerkannt, auch heutigen Argumenten in Flüchtlingsdebatten. Offenbar ist es eine historische Konstante, die Vergangenheit aus Sicht der Gegenwart zu deuten und umgekehrt die Gegenwart im Spiegel der Vergangenheit zu betrachten.

Das zeigte sich im 19. und frühen 20. Jahrhundert, als Altertumsforscher angesichts spektakulärer Ausgrabungen im Vorderen Orient fragten: »Was sind die Grundlagen von Zivilisation?« beziehungsweise »Wie entstehen Kulturen?« ...

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