Wahn: Einsamkeit macht Paranoid
Die meisten Menschen mit einer Schizophrenie haben das Gefühl, von der Welt isoliert zu sein. Werden ihre Wahngedanken womöglich immer dann stärker, wenn sie sich einsam fühlen? Ein Team um den Psychologen Fabian Lamster von der Universität Marburg ging dieser Frage in einem Experiment nach.
Die Forscher teilten 60 gesunde Versuchspersonen in drei Gruppen ein und ließen sie glauben, dass sie neue Fragebogen zu den Themen Paranoia und Einsamkeit bewerten sollten. Anschließend gab ein Experte im weißen Kittel Feedback: Den Probanden einer Gruppe meldete er ihre wahren Ergebnisse zurück; der zweiten Gruppe gaukelte er vor, sie seien einsamer und hätten weniger soziale Kontakte als der Bevölkerungsdurchschnitt; die dritte Gruppe ließ er das Gegenteil glauben. Dann füllten die Probanden die Fragebögen erneut aus. Die negative Rückmeldung förderte offenbar Einsamkeitsgefühle, und positives Feedback minderte sie – und parallel dazu nahm der Hang zu paranoiden Gedanken zu oder ab. Wer laut Feedback sozial schlecht eingebunden war, fürchtete sich nun stärker als zu Beginn der Untersuchung vor der Verfolgung durch feindliche Mächte.
Offenbar lässt sich nicht nur leicht manipulieren, wie allein wir uns fühlen, sondern damit auch, wie misstrauisch wir der Welt begegnen. Wähnen wir uns von unserem Umfeld abgeschnitten, neigen wir vermehrt zu paranoiden Einfällen. Nachzufragen, ob sich jemand sozial isoliert fühle, könne deshalb bei der Früherkennung von Wahngedanken helfen, so die Forscher. Eine Therapie sollte die Betroffenen dabei unterstützen, ihre sozialen Bande zu stärken.
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