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Emotionssoziologie: "Rache allein bringt nichts"

Ob wir jemandem einen Fehltritt vergeben, ist eine persönliche Frage. Doch welche Rolle spielt das für unser Zusammenleben in der Gesellschaft? Der Soziologe Christian von Scheve erklärt, warum wir auf die Balance von Vergeltung und Vergebung angewiesen sind.
Christian von Scheve

Herr Professor von Scheve, Sie haben im Rahmen eines Forschungsprojekts Formen der Vergebung untersucht. Wie kam es dazu?

Meine Kollegin Angela Merkl­ ...

Angela Merkel?

Ja, aber Merkl mit einem e! Angela Merkl ist Psychiaterin an der Charité hier in Berlin und unter anderem in der Depressionstherapie engagiert. Ihr fiel auf, dass die Gedanken der Patienten sehr häufig um das Thema Vergebung kreisen. Genau­er gesagt, hatten sie auffällig große Probleme, Fehltritte zu verzeihen, seien es die von anderen oder eigene. Ich lernte Angela im Rahmen des Exzellenzclusters "Languages of Emotion" kennen, und weil ich mich schon länger mit der so­zialen Dimension von Emotionen beschäftigte, entwarfen wir gemeinsam eine Studie.

Was wollten Sie herausfinden?

Woran liegt es, dass manche Menschen sehr schnell vergeben, während andere kaum dazu bereit sind? Welche Dinge sind leichter verzeihlich als andere? Und liegt das vor allem an der Tat und dem Verzeihenden selbst, oder spielen die Situation, die Beziehung zwischen Täter und Opfer oder soziale Rahmenbedingungen eine ­besondere Rolle? Und wenn ja, welche? ...

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  • Quellen

Ambrasta, J. et al.: Consensus and Stratification in the Affective Meaning of Human Sociality. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 111, S. 8001–8006, 2014

Fücker, S., von Scheve, C.: Die soziale Praxis der Vergebung als Gradmesser gesellschaftlicher Integration: Zum Einfluss sozial geteilten Wissens in moralischen Bewertungsprozessen. In: Löw, M. (Hg.): Vielfalt und Zusammenhalt. Springer VS, Wiesbaden, im Druck

Fücker, S., von Scheve, C.: Emotionen und Gewalt. In: Gudehus, C., Christ, M. (Hg.): Gewalt. Ein interdisziplinäres Handbuch. Metzler, Stuttgart 2013, S. 197–202