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Technik: Energierevolution für Afrika

Sinkende Kosten für Energie aus erneuerbaren Quellen könnten vielen afrikanischen Ländern den Sprung in eine saubere Zukunft ermöglichen. Damit würde sich der Kontinent den Umweg über die klassischen schmutzigen Quellen sparen.
Die Jeffreys Bay Wind Farm an der windreichen Südküste Südafrikas westlich von Port Elizabeth liefert reichlich 50 Megawatt elektrische Energie im Jahresdurchschnitt – ausreichend für 100 000 Haushalte.

In der Nähe von Ouarzazate in Marokko, am Rand der Sahara, stehen in einem Tal rund 500000 Parabolspiegel in Reih und Glied und folgen der Bewegung der Sonne über den Himmel. Das 620 Millionen Euro teure Solarkraftwerk hat im Februar 2016 seinen Betrieb aufgenommen – und wird nicht lange das einzige seiner Art bleiben. Marokko hat sich verpflichtet, bis zum Jahr 2020 volle 42 Prozent seines elektrischen Stroms aus erneuerbaren Energiequellen zu erzeugen.

Mehrere afrikanische Länder beginnen, aggressiv ihre Kapazitäten im Bereich Sonnen- und Windenergie auszubauen. Die Dynamik des Prozesses wirft die Frage auf, ob ein großer Teil des Kontinents sich direkt in eine saubere Zukunft katapultieren kann, ohne den Umweg über die Energiegewinnung durch Verbrennung, mit der Europa, die USA, China und andere nach wie vor die Umwelt verschmutzen und das Weltklima gefährden.

"Die afrikanischen Nationen müssen sich gar nicht erst in die Hände der alten, kohlenstoffreichen Technologien be­geben", schrieb 2015 Kofi Annan, der frühere Generalsekretär der Vereinten Nationen. Annan ist Vorsitzender des "Africa Progress Panel", eines informellen Zusammenschlusses von zehn prominenten Einzelpersonen. "Wir können jedermann Zugang zu Energie verschaffen, indem wir ein Entwicklungsstadium überspringen und direkt zu den neuen Technologien über­gehen, die überall auf der Welt die Energieversorgung revolutionieren."

Das ist eine mitreißende Botschaft, nicht nur für die Afrikaner, sondern für die gesamte Menschheit. Denn dass die Nachfrage nach elektrischer Energie auf dem Kontinent explodiert, kann den Rest der Welt nicht kalt las­sen – ganz wörtlich gemeint. Die Bevölkerung Afrikas hat die höchste Wachstumsrate auf der Welt. Nach seriösen Prognosen wird sie sich bis 2100 vervierfachen. Mehr als die Hälfte der heute in Afrika lebenden 1,2 Milliarden Menschen haben noch keinen Zugang zu Elektrizität; das könnte sich bald ändern. Produziert man aber diese Energie aus Kohle, Öl und Erdgas, würde das die internationalen Anstrengungen zur Eindämmung der Erderwärmung zunichtemachen. Doch eine umweltverträglichere Lösung ist möglich und vielleicht sogar einfacher durchzusetzen als in den entwickel­ten Ländern. Denn die Afrikaner müssen die schmutzigen Kohlekraftwerke mitsamt der zugehörigen Infrastruktur gar nicht erst abschaffen, weil sie ohnehin kaum welche besitzen ...

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