Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Entscheiden: Gefühlte Freiheit

Laut Psychologen empfinden wir uns dann als frei, wenn uns ein Entschluss leichtfällt und er zu einem guten Ergebnis führt. Ein aufschlussreicher Irrtum.
Man Weggabelung quer

Sein Leben frei gestalten zu können, ist ein hohes Gut. Aber es kann auch ganz schön anstrengen. Das ist zum Beispiel bei Anne Kauditz * der Fall. Die 28-Jährige hat vor zwei Jahren ihr Studium abgeschlossen und arbeitet seitdem als Juristin in einem Unternehmen. Sie ist ehrgeizig und mag ihren Job, gleichzeitig lebt sie in einer glücklichen Beziehung und möchte gerne einmal Kinder haben. Seit einiger Zeit fragt sie sich nun: Soll sie sich auf ihre Karriere konzentrieren – oder wäre es eher an der Zeit, Mutter zu werden?

Sich für das eine oder das andere zu entscheiden, fällt Anne schwer. Doch beides parallel zu verfolgen, schließt sich – trotz aller Sonntagsreden von Politikern – für die junge Frau aus: Wer im Beruf alles gibt, dem bleibt kaum Zeit für den Nachwuchs; andererseits kann man auf den idealen Zeitpunkt, eine Familie zu gründen, auch nicht ewig warten.

Anne fragt eine Freundin und ihre Großmutter um Rat. Beide bestärken sie darin, dass die Möglichkeit, sich zu entscheiden, doch etwas Gutes sei. "Ich hatte damals gar keine Wahl", erklärt die Großmutter. Sie findet es gut, dass Frauen heute so viele Wege offenstehen. Ihre Freundin bekräftigt das: "Was immer du willst, du kannst dich selbst verwirklichen. Du bestimmst, wie es läuft!" Das sieht Anne eigentlich genauso. Dennoch nagt die Frage "Kind oder Karriere?" an ihr, und sie grübelt viel darüber. ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Wer entscheidet? Wie das Gehirn unseren freien Willen beeinflusst

Was bedeutet es, ein Bewusstsein zu haben? Haben wir einen freien Willen? Diese Fragen beschäftigen Neurowissenschaft, Philosophie und Theologie gleichermaßen. Der erste Artikel zum Titelthema zeichnet die Entwicklung der neurowissenschaftlichen Forschung nach und zeigt, wie das Gehirn das subjektive Erleben formt. Anschließend geht es im Interview mit dem Neurophilosophen Michael Pauen um die Frage, ob wir frei und selbstbestimmt handeln oder nur Marionetten unseres Gehirns sind. Die Antwort hat Konsequenzen für unser Selbstbild, die Rechtsprechung und unseren Umgang mit KI. Daneben berichten wir, wie virtuelle Szenarien die traditionelle Psychotherapie erfolgreich ergänzen und vor allem Angststörungen und Posttraumatische Belastungsstörungen lindern können. Ein weiterer Artikel beleuchtet neue Therapieansätze bei Suchterkrankungen, die die Traumata, die viele Suchterkrankte in ihrer Kindheit und Jugend erfahren haben, berücksichtigen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Theorienkrise in der Psychologie: Der Risikoforscher Gerd Gigerenzer erklärt, warum die Psychologie dringend wieder lernen muss, ihre Theorien zu präzisieren.

Spektrum - Die Woche – Wege aus der Einsamkeit

Alleinsein ist ein weit verbreitetes Gefühl, das seit der Pandemie verstärkt in den Fokus gerückt ist. In »Spektrum - Die Woche« reflektieren wir, ob Einsamkeit ein gesellschaftliches Problem ist und welche Maßnahmen helfen können, sich wieder verbunden zu fühlen.

Spektrum Kompakt – Wahlen

Das politische System ist in Bewegung. Nur etwa die Hälfte der Wählerinnen und Wähler bleibt einer Partei treu und Wahlen enden oft dramatisch knapp. Doch warum ist das so – und gibt es ein perfektes Wahlsystem?

  • Quellen

Baron, J., Hershey, J. C.: Outcome Bias in Decision Evaluation. In: Journal of Personality and Social Psychology 54, S. 569–579, 1988

Iyengar, S., Lepper,M.: When Choice is Demotivating: Can one Desire too much of a Good Thing? In: Journal of Personality and Social Psychology 79, S. 995-1006, 2000

Kim, H., Drolet, A.: Choice and Self-Expression: A Cultural Analysis of Variety-Seeking. In: Journal of Personality and Social Psychology 85, S. 373-382, 2003

Lau, S., Wenzel, M.: The Effects of Constrained Autonomy and Incentives on the Experience of Freedom in Everyday Decision-Making. In: Philosophical Psychology 28, S. 967–979, 2015

Lau, S. et al.: The Experience of Freedom in Decisions – Questioning Philosophical Beliefs in Favor of Psychological Determinants. In: Consciousness & Cognition 33, S. 30–46, 2015

Lau, S. ,Reisenzein, R. (in press): Evidence for the Context Dependence of the Side-effect. In: Journal of Cognition and Culture 16

Schwartz, B.: Self-determination: The Tyranny of Freedom. In: American Psychologist 55, S. 79-88, 2000

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.