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Epigenetik: Traumatisches Erbe

Krieg, Genozid und Terror führen an der DNA zu Veränderungen, die psychische Störungen begünstigen können. Eltern geben diese an ihre Nachkommen weiter.
Menschen legen vor einem Gebäude der Universität Heidelberg Blumen und Kerzen an den Wegesrand

Nach dem Anschlag am 11. September 2001 untersuchte ein medizinisches Team von der Icahn School of Medicine in Manhattan zahlreiche Menschen, die sich in der Nähe der eingestürzten Zwillingstürme des World Trade Center aufgehalten hatten. Darunter befanden sich 187 schwangere Frauen. Viele von ihnen standen unter Schock, und man fragte mich, ob wir sie psychologisch betreuen könnten. Schließlich bestand die Gefahr einer Posttraumatischen Belastungsstörung, kurz PTBS – mit Flashbacks, Albträumen, emotionaler Leere oder anderen psychiatrischen Symptomen, die noch Jahre nach einer traumatischen Erfahrung auftreten können.

Mein Trauma-Forschungsteam bildete in aller Eile Fachleute aus, welche die Frauen befragen und gegebenenfalls behandeln konnten. Wir begleiteten die Schwangeren über die Geburt hinaus, und als die Babys zur Welt kamen, fiel uns auf, dass diese im Schnitt kleiner waren. Neun Monate später untersuchten wir 38 Mütter und ihre Säuglinge erneut. Laut unserer Auswertung hatten inzwischen etliche der Frauen eine PTBS entwickelt. Wie für die Störung typisch, fanden wir bei den Betroffenen zudem ungewöhnlich niedrige Werte des Stresshormons Kortisol im Speichel.

Noch beunruhigender aber erschien uns: Dasselbe galt für ihre Babys…

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

Warum faszinieren wahre Verbrechen? True Crime ist ein Spiegel unserer psychologischen Neugier: Was macht Menschen zu Tätern – und wie gelingt es Ermittlern, die Wahrheit ans Licht zu bringen? In dieser Ausgabe geht es um die Kräfte, die Menschen in den Abgrund treiben oder zurückholen. Wir zeigen, warum Rache selten Frieden bringt, wie gefährliche Häftlinge in Sicherungsverwahrung leben, was das Stockholm-Syndrom über Überlebensstrategien verrät und mehr.

Gehirn&Geist – Multiple Persönlichkeit: Was hinter der dissoziativen Identitätsstörung steckt

Manche Menschen scheinen verschiedene Ichs in sich zu tragen, die im Wechsel die Kontrolle über den Körper übernehmen – mit jeweils eigenem Alter, Namen und Geschlecht. Unsere Experten, die zu dissoziativen Phänomenen forschen, stellen die wichtigsten Fakten zur »Multiplen Persönlichkeit« vor. Ergänzend dazu geht die Psychologin Amelie Möhring-Geisler der Frage nach, ob rituelle Gewalt in der Kindheit gezielt Persönlichkeitsspaltungen herbeiführt. In dieser Ausgabe beginnt zudem eine neue Artikelserie zum Thema »Long Covid und ME/CFS«. Im Interview spricht Carmen Scheibenbogen von der Berliner Charité über Ursachen von ME/CFS, den Versorgungsmangel in Deutschland und Hoffnung auf Medikamente. Darüber hinaus berichten wir über das Glücksparadox, das besagt: Je mehr wir dem Glück hinterherjagen, desto weiter entfernt es sich. Wir stellen das Thema psychotherapeutische Patientenverfügung vor, die im psychischen Krisenfall eine große Hilfe sein kann, sowie die noch immer rätselhafte Schmerzerkrankung Fibromyalgie, über deren Ursachen noch viel spekuliert wird.

Spektrum Kompakt – Das Unbewusste

Viele unserer Denkprozesse laufen auf Autopilot ab. Untersucht wurden sie schon von Sigmund Freud, C. G. Jung und Alfred Adler. Heute arbeitet man daran, das Zusammenspiel von Unbewusstem und Bewusstem neuronal sichtbar zu machen oder psychische Abwehrmechanismen durch bestimmte Tests zu ergründen.

  • Quellen

Yehuda, R. et al: Intergenerational effects of maternal holocaust exposure on FKBP5 methylation. American Journal of Psychiatry 177, 2020

Yehuda, R. et al.: Influences of maternal and paternal PTSD on epigenetic regulation of the glucocorticoid receptor gene in Holocaust survivor offspring American Journal of Psychiatry 171, 2014

Yehuda, R., Daskalakis, N.: Holocaust exposure induced intergenerational effects on FKBP5 methylation. Biological Psychiatry 80, 2016

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