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Epigenetik: Geerbte Erfahrungen

Wirken sich die Lebenserfahrungen unserer Großeltern auch auf uns aus? Epigenetische Veränderungen könnten das ­ermöglichen. Doch die Forschungsergebnisse beim Menschen liefern hierzu noch kein klares Bild.
Bin ich wie Opa? Nicht nur das Aussehen erben wir von unseren Vorfahren – auch deren Schicksal kann sich in unserem Verhalten widerspiegeln.

"Diese Kette des Leids muss einfach einmal durchbrochen werden!" Der dringende Wunsch, etwas zu verändern, ist Iris-Tatjana Kolassa deutlich anzumerken. Die junge Forscherin, die an der Universität Ulm die Abteilung Klinische und Biologische Psychologie leitet, wird in ihrem Klinikalltag immer wieder mit den Abgründen der menschlichen Seele konfrontiert. Traumatische Erfahrungen belasten offenbar nicht nur die unmittelbar Betroffenen, sondern scheinen sich ebenfalls auf die nächsten Generationen auszuwirken, stellte sie fest: "Wenn eine junge Frau mit Depressionen vor mir sitzt, kommt oft sehr schnell heraus, dass ihre eigene Mutter auch depressiv war." Es gäbe Familien, in denen die Mütter über mehrere Generationen hinweg Suizid begangen hätten, erzählt die Psychologin, selbst Mutter von Zwillingen.

Wie ist das zu erklären? Hier soll die Epigenetik weiterhelfen – jene Wissenschaft, die sich damit beschäftigt, wie die Aktivität von Genen gesteuert wird. Ob ein Erbfaktor ruht oder arbeitet, hängt ebenfalls davon ab, wie er verpackt ist. So verhindern beispielsweise an der DNA anhängende Methylgruppen, dass die hier liegenden Gene abgelesen werden können. Diese epigenetischen Markierungen wiederum ändern sich unter dem Einfluss der gesammelten Lebenserfahrungen. Darunter verstehen Forscher alle Faktoren, die auf einen Organismus einwirken – egal ob Nahrung, Stress, Gifte oder Glück.

Wissenschaftler diskutieren zurzeit, wie und in welchem Umfang die Erlebnisse eines Menschen über epigenetische Veränderungen an die nächsten Generationen weitergereicht werden können ...

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  • Quellen und Literaturtipp

Literaturtipp

Spork, P.: Gesundheit ist kein Zufall. Wie das Leben unsere Gene prägt. Die neuesten Erkenntnisse der Epigenetik. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2017
Wissenschaftsautor Peter Spork betrachtet unsere Gesundheit als ein generationenübergreifendes Projekt.

Quellen

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Gapp, K. et al.: Potential of Environmental Enrichment to Prevent Transgenerational Effects of Paternal Trauma. In: Neuropsychopharmacology 41, S. 2749-2758, 2016

Heijmans, B. T. et al.: Persistent Epigenetic Differences Associated with Prenatal Exposure to Famine in Humans. In: PNAS 105, S. 17046-17049, 2008

Knecht, A. L. et al.: Transgenerational Inheritance of Neurobehavioral and Physiological Deficits from Developmental Exposure to Benzo[a]Pyrene in Zebrafish. In: Toxicology and Applied Pharmacology 329, S. 148-157, 2017

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Moore, D. S.: Behavioral Epigenetics. In: Wiley Interdisciplinary Reviews: Systems Biology and Medicine 9, e1333, 2017

Shimada-Sugimoto, M. et al.: Epigenome-Wide Association Study of DNA Methylation in Panic Disorder. In: Clinical Epigenetics 9:6, 2017

Walter, J., Hüpel, A. (Hg.) Epigenetik. Implikationen für die Lebens- und Geisteswissenschaften. Nomos, Baden-Baden 2017

Weiss, I. C. et al.: Inheritable Effect of Unpredictable Maternal Separation on Behavioral Responses in Mice. In: Frontiers in Behavioral Neuroscience, 10.3389/fnbeh.2011.00003, 2011

Yehuda, R., Bierer, L. M.: The Relevance of Epigenetics to PTSD: Implications for the DSM-V. In: Journal of Traumatic Stress 22, S. 427-434, 2009

Yehuda, R. et al.: Holocaust Exposure Induced Intergenerational Effects on FKBP5 Methylation. In: Biological Psychiatry 80, S. 372-380, 2016

Ziegler, C. et al.: MAOA Gene Hypomethylation in Panic Disorder - Reversibility of an Epigenetic Risk Pattern by Psychotherapy. In: Translational Psychiatry 6, e773, 2016

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