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Spezial Erinnerungsorte Interview: "Erinnerung muss immer neu ausgehandelt werden"

Die Althistoriker Elke Stein-Hölkeskamp und Karl-Joachim Hölkeskamp beschäftigen sich mit den Erinnerungsorten der Antike. Im Gespräch mit epoc erklären sie, welche Orte sie ausgewählt haben, was sich an ihnen ablesen lässt und warum Erinnerung ein offener Prozess ist.
"Erinnerung muss immer neu ausgehandelt werden"
epoc: Warum sind Troja, der Parthenonfries und der Archäologe Johann Joachim Winckelmann für Sie Erinnerungsorte der griechischen Welt?

Karl-Joachim Hölkeskamp: Der Begriff Erinnerungsort bezeichnet nicht nur geografische Orte. Auch Monumente wie der Parthenonfries, Texte von Dichtern wie Homer oder über Personen wie Alexander den Großen können zu einem Symbol der Erinnerung werden. Alle Erinnerungsorte haben dabei eines gemeinsam: Entweder trugen sie bereits in der Antike dazu bei, Erinnerungen zu bewahren. Oder sie erlangten – wie Johann Joachim Winckelmann – in der langen Rezeptionsphase der griechischen Geschichte Bedeutung für unsere heutige Erinnerung.

Inwiefern unterliegen Erinnerungsorte einem Wandel?

Karl-Joachim Hölkeskamp: Winckelmann oder die antike Skulpturensammlung der Glyptothek in München sind natürlich zwei Erinnerungsorte der Moderne. Es gibt aber auch die "Schau"-Plätze, die in der Antike eine große Bedeutung besaßen, von den Zeitgenossen dann aber vergessen wurden und deshalb keine Kontinuität als Erinnerungsort erlangen konnten. Oder die athenische Demokratie: Für uns ist sie heute ein großes Erbe der Antike. Das war nicht immer so. Erst im 19. Jahrhundert beurteilte der englische Liberale George Grote in seiner "History of Greece" diese Herrschaftsform positiv. Vorher galt die athenische Demokratie als Herr- schaft des Mobs.

Elke Stein-Hölkeskamp: Erstaunlicherweise wurde sie auch während der Amerikanischen und der Französischen Revolution als Pöbelherrschaft dargestellt – obwohl man denken würde, dass man damals die Demokratie positiv bewertete.  

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