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Extremismus: Ein Leben ohne Hass

Der Verein "Violence Prevention Network" hilft jungen, ideologisch motivierten Straftätern, aus der Szene auszusteigen. Sein Trainingsprogramm richtet sich vor allem an Rechtsextreme und Islamisten. Der Mitbegründer Thomas Mücke stellt es vor.
Schatten der Vergangenheit

Sebastian war 14 Jahre alt, als er das Aufnahmeritual bestand. "Siehst Du da die Neger?", fragte ihn ein älterer Mann aus der Kameradschaft. Auf der anderen Straßenseite lud eine farbige Familie Einkaufstüten in ihren Wagen. Sebastian rannte zum Auto hinüber und schlug auf den Vater ein, bis er blutend am Boden lag. Die anderen hielten Frau und Sohn zurück. Sebastian stieg auf eine Parkbank, um seinem Opfer mit den schweren Stiefeln auf den Kopf zu springen. Da sagte der ältere Mittäter: "Es reicht." Sebastian hatte Gehorsam bewiesen. Endlich war er einer von ihnen, Mitglied der rechtsextremen Szene.
Die Zeit mit seinen Kameraden währte allerdings nicht lange. Sebastian kam in Haft. Plötzlich hatte er viel Zeit, über sein Leben nachzudenken. Das ist der Moment, in dem die Arbeit des Vereins "Violence Prevention Network" ansetzt.
Mit seinem Training "Verantwortung übernehmen – Abschied von Hass und Gewalt" versucht er, die jungen Häftlinge zu deradikalisieren und ihnen die Abkehr von demokratiefeindlichen Denkmustern zu erleichtern. Es ist bundesweit das einzige Programm, das ausschließlich mit ideologisch motivierten jugendlichen Gewalttätern in Haft arbeitet. Das Angebot richtet sich an männliche Häftlinge in Jugendvollzugsanstalten. Mehr als 800 Straftäter haben bereits daran teilgenommen ...

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Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

Warum faszinieren wahre Verbrechen? True Crime ist ein Spiegel unserer psychologischen Neugier: Was macht Menschen zu Tätern – und wie gelingt es Ermittlern, die Wahrheit ans Licht zu bringen? In dieser Ausgabe geht es um die Kräfte, die Menschen in den Abgrund treiben oder zurückholen. Wir zeigen, warum Rache selten Frieden bringt, wie gefährliche Häftlinge in Sicherungsverwahrung leben, was das Stockholm-Syndrom über Überlebensstrategien verrät und mehr.

Spektrum der Wissenschaft – Stumme Zeugen: Wie moderne Forensik Täter überführt

Der genetische Fingerabdruck ist längst eine Standardmethode in der Ermittlungsarbeit. Doch die Kriminaltechnik nutzt dafür nicht nur Spuren von Verdächtigen. So genügten Forensikern des BKA in Wiesbaden vertrocknete Laubblätter, um den Täter eines ungelösten Falls aus den 1990er Jahren aufzuklären. In unserer Titelgeschichte geben sie einen spannenden Einblick in ihre Arbeit. Weitere Themen dieses Heftes: Scheitert in der Quantengravitation die Suche nach einer Weltformel an der gödelschen Unvollständigkeit? Um den Ressourcen- und Energieverbrauch für künstliche Intelligenz zu senken, entwickeln Forscherinnen und Forscher optische neuromorphe Computer, die Licht als Speicher- und Informationsträger nutzen. Außerdem berichten wir über einen Geoengineering-Ansatz, bei dem zerkleinertes Basaltgestein auf Ackerflächen klimaschädliches Kohlendioxid aus der Luft binden und gleichzeitig die Fruchtbarkeit der Böden steigern soll, und über die wachsende Bedrohung der Raumfahrt durch Weltraumschrott.

Spektrum Kompakt – Gewaltkriminalität - Der Umgang mit schweren Verbrechen

Schwere Gewalt gegen andere weckt Fassungslosigkeit - und sorgt auch oft für laute Rufe nach strengeren Strafen. Doch vor dem Urteil steht eine genaue Analyse der Tat. Und ebenso wichtig ist die Frage: Wie hilft man den Opfern?

  • Quellen

Lukas, H.: Untersuchung zur Legalbewährung der Teilnehmer an VPN-Trainingskursen im Jugendstrafvollzug. VPN, Berlin 2012

Lützinger, S.: Die Sicht der Anderen. Eine qualitative Studie zu Biographien von Extremisten und Terroristen des BKA. Luchterhand, Köln 2010

Mansel, J., Spaiser, V.: Soziale Beziehungen, Konfliktpotentiale und Vorurteile im Kontext von Erfahrungen verweigerter Teilhabe und Anerkennung bei Jugendlichen mit und ohne Migrationshintergrund, Abschlussbericht zum Forschungsprojekt. Universität Bielefeld 2010

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