Was ist eine Landschaft? Was ist ein Biotop? Wodurch sind sie gekennzeichnet? Wie kann man sie gliedern? Wodurch sind sie gefährdet? Wie kann man sie schützen? Die Mineralogin Leonie Jedicke und der Geograph Eckhard Jedicke, Schriftleiter der Zeitschrift „Naturschutz und Landschaftsplanung“, wollen mit ihrem Buch Antworten auf diese und weitere Fragen geben.

Im ersten Teil werden 55 Landschaften, zu vier Großlandschaften gruppiert, in ihrer Abgrenzung und Gliederung, ihrer Geologie und Geomorphologie beschrieben. Farbphotos – im wesentlichen auf zahlreichen Exkursionen von 1989 bis 1991 gefertigt – verdeutlichen den Landschaftstyp, Blockbilder geben einen Überblick über den geologischen und geomorphologischen Aufbau der entsprechenden Teilräume.

Der zweite Teil beschreibt insgesamt 129 Biotoptypen, in zwölf Hauptgruppen unterteilt, nach Vorkommen, Entstehung, Bedeutung, Gefährdung und möglichen Schutzmaßnahmen. Dabei werden nicht nur die Pflanzengesellschaften, sondern auch die Tierwelt zur Einteilung herangezogen. Einen weiteren Schwerpunkt bilden die kulturbedingten Lebensräume wie zum Beispiel Siedlungs-, Industrie- und Abgrabungsbiotope. Klein- und Kleinstbiotope finden ebenso Berücksichtigung wie großflächige, landschaftsprägende Raumstrukturen. Auch in diesem Abschnitt sind die exemplarisch ausgewählten Farbphotos das wesentliche Mittel, um den jeweiligen Biotoptyp zu charakterisieren. Die dazugehörigen Texte sind bewußt knapp gehalten, die Inhalte auf die wesentlichsten Aussagen reduziert.

Das für einen breiten Leserkreis und vielfältige Verwendung gedachte Taschenbuch erleichtert den Einstieg in die Thematik, ersetzt aber keinesfalls das Studium weiterer Fachliteratur. Die Autoren erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit – ganz im Gegenteil, die Konzeption des Buches zwang sie zu starken Zusammenfassungen und zu umfangreichen Kürzungen bei den Sachinformationen. Das Buch ist dadurch sehr klar im Aufbau und übersichtlich in der Darstellung geworden; der Leser findet sich leicht zurecht, insbesondere da die Autoren ein durchgängiges Prinzip beibehalten haben.

Die stark gerafften Beschreibungen, besonders im Bereich der Landschaftsschilderungen, weisen aber durch die Generalisierungen stellenweise Lücken auf. Die Abgrenzungen sind manchmal zu großzügig gehandhabt, die Schwerpunkte zum Teil zu willkürlich gesetzt. Eine eingehendere Beschreibung wäre an manchen Stellen wünschenswert gewesen. Dennoch ist das Buch durchaus empfehlenswert, zumal wohl erstmalig Landschaften und Biotope der gesamten (neuen) Bundesrepublik zusammen dargestellt werden und es den Autoren gelungen ist, aus einer umfangreichen und für einen Laien oft sehr verwirrenden Literatur ein anschauliches, ansprechendes Werk zu destillieren, das zu weiterer Auseinandersetzung mit der Thematik anregt.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 6 / 1993, Seite 120
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