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Editorial: Forschung und Fiktion

Redaktionsleiter Dr. Hartwig Hanser

Ferienzeit ist Schmökerzeit. Das war auch schon in meinem Studium so: Als ich 1991 in der Stadtbücherei nach geeigneter Lektüre für den Sommerurlaub stöberte, entdeckte ich in der Ecke mit den Neu­erscheinungen den viel versprechenden Titel "DinoPark" von Michael Crichton. Der Roman sollte gut zwei Jahre später als Vorlage zu Steven Spielbergs Kinohit "Jurassic Park" zu Weltruhm gelangen; damals war er eher noch ein Geheimtipp. Besonders interessant fand ich natürlich die wissenschaftlichen Facetten der Story – befand ich mich doch gerade mitten in meinem Biochemiestudium. Zentral für die Handlung ist eine fiktive molekularbiologische Technik, mit der Saurier-DNA aus in Bernstein erhaltenen Stechmücken voller Dinoblut gewonnen wird.

Ein anderer, nicht weniger interessanter Aspekt des Romans liegt indes viel näher an der Forschungsrealität, ja ist inzwischen sogar von dieser überholt: Die Erkenntnis, dass die Vögel von einem Zweig der Dinosaurier abstammen, war damals eine in der Bevölkerung noch wenig bekannte Tatsache. Crichtons Buch und dann Spielbergs Verfilmung sorgten als Erste für eine breite Popularisierung dieses Zusammenhangs.

Inzwischen gehen die Paläontologen noch weiter: Laut neueren Untersuchungen sind die Vögel mit den Urzeitviechern nicht nur sehr eng verwandt, sie sind selbst schlicht und einfach Dinosaurier, und ihre Vorläufer lassen sich von den ausgestorbenen Arten nicht klar abgrenzen. Möglicherweise haben ihnen gerade jene vogeltypischen Merkmale wie Luftsäcke und Hohlknochen, die verschiedene Spezies bereits lange zuvor zu anderen Zwecken entwickelt hatten, geholfen, sich an die abrupten Umweltänderungen vor rund 65 Millionen Jahren anzupassen, wie der Paläontologe Stephen Brusatte ab S. 30 vorschlägt.

Neue Erkenntnisse zum Leben auf der Erde sind eine Sache. Eine ganz andere ist die Frage nach Leben auf anderen Planeten, wiederum ein beliebtes Thema des Sciencefiction-Genres. Seit Astronomen mehr und mehr solcher Himmelskörper um andere Sterne entdecken, rückt die Überlegung wieder in den Vordergrund, ob sich auf diesen vielleicht auch Organismen entwickeln konnten. Mit der Untersuchung der Atmosphären derartiger Exoplaneten lässt sich dazu mehr herausfinden (S. 64). Vielleicht wird ja eines Tages auch hier der wissenschaftliche Erkenntnisfortschritt die Hoffnungen übertrumpfen.

Erwartungsvoll grüßt Ihr

Hartwig Hanser

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