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Forschungskooperationen für den Nahost-Friedensprozeß


Die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Israel weitet sich kontinuierlich zu einer multinationalen Kooperation aus. Im Sommer 1995 begann in Eilat am Roten Meer ein meeresbiologisches Verbundprojekt, an dem unter deutscher Leitung israelische, palästinensische, ägyptische und jordanische Forscher beteiligt sind. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie fördert es bis Ende 1998 mit mehr als sieben Millionen Mark (siehe Spektrum der Wissenschaft, Februar 1995, Seite 97).

Zu Beginn dieses Jahres hat nun auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) begonnen, eine Reihe von Projekten in Israel zu fördern, in denen deutsche, israelische und palästinensische Wissenschaftler zusammenarbeiten. Sie sind laut DFG-Präsident Wolfgang Frühwald auf die Modell-Region Naher Osten und einen Problembereich hin entworfen, der adäquat nur trilateral bearbeitet werden könne. Der DFG-Hauptausschuß hat zunächst die Mittel für zwei Projektgruppen bewilligt:

Wissenschaftler der Universitäten Hohenheim und Bonn, der landwirtschaftlichen Fakultät der Hebräischen Universität Jerusalem in Rehovot sowie der Hebron-Universität und der Al Azhar-Universität in Gaza erforschen die "Anwendung alternativer Methoden in der Landwirtschaft des Nahen Ostens zur Verbesserung des Umweltschutzes" am Reproduktionsverhalten von Insekten, an der Herbizidresistenz von Unkräutern und der Kompostierung von Siedlungsabfällen. Sie erhalten dafür in den nächsten Jahren von der DFG 1,9 Millionen Mark. Spezifische Marker für eine frühzeitige Diagnose vor allem von Blasentumoren werden, mit 1,1 Millionen Mark gefördert, in dem Vorhaben "Entwicklung neuer molekularbiologischer und pathologischer Methoden für die Diagnostik und Gentherapie von Tumoren" entwickelt. Daran beteiligt sind Wissenschaftler der Freien Universität Berlin und der Universität Heidelberg, der Hebräischen Universität Jerusalem mit dem Hadassah-Hospital sowie des Rafidia-Krankenhauses in Nablus. Über einen dritten Paketantrag "Geographische Informationssysteme" soll demnächst entschieden werden. Auch vier andere israelische Universitäten sind an solchen trilateralen Kooperationen interessiert.

Die DFG rechnet damit, daß 1996 insgesamt fünf bis acht solche Vorhaben bewilligt werden können. Voraussetzung aller dieser Projekte ist, daß die israelischen Wissenschaftler schon auf eine erprobte Zusammenarbeit mit Palästinensern verweisen können. Die Wissenschaftler selbst bestimmen die Themen, und – so Frühwald – "der kulturelle, friedensstiftende Effekt sollte eine Funktion der wissenschaftlichen Qualität sein, nicht umgekehrt".


Aus: Spektrum der Wissenschaft 3 / 1996, Seite 108
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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