Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Alzheimer: Verhängnisvolle Entzündung

Das Immunsystem des Gehirns begünstigt möglicherweise neurodegenerative Krankheiten. Können Wissenschaftler das verhindern?
Alzheimer Plaques

Der Neurowissenschaftler Michael Heneka weiß, dass radikale Thesen stichhaltige Belege erfordern. Noch vor wenigen Jahren teilte kaum ein Kollege seine Überzeugung, dass Immunzellen im Gehirn bei Demenz eine entscheidende Rolle spielen. Als seine Experimente im Mai 2010 die bis dahin eindeutigsten Ergebnisse zu Gunsten seiner Theorie lieferten, hätte er eigentlich begeistert sein können. Stattdessen war er nervös.

Er und sein Team am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Bonn hatten das zentrale Entzündungsgen NLRP3 im Gehirn von Mäusen ausgeschaltet, die besonders leicht die für Alzheimer typischen Proteinplaques entwickeln. Ohne NLRP3 blieben die Nager jedoch kerngesund. Sie navigierten mühelos durch Erinnerungstests und zeigten kaum noch Anzeichen von Plaques. Heneka machte sich auf skeptische Kollegen gefasst; er war selbst erstaunt, wie gut es diesen Mäusen ging. Ursprünglich hatte er bloß gehofft, ihr Gehirn würde ohne das Entzündungsgen etwas besser geschützt sein. Nie hätte er erwartet, dass sich die Demenzsymptome damit nahezu vermeiden ließen. »Ich dachte, bei den Experimenten musste etwas schiefgelaufen sein«, erinnert sich Heneka …

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Wie das Immunsystem wieder normal werden könnte

Neue Hoffnung bei Autoimmunkrankheiten: Erfahren Sie in unserem Artikel, wie innovative Behandlungsansätze das Immunsystem wieder normalisieren könnten. Plus: Warum gehen Wahlen oft knapp aus? Einblicke in die Mathematik politischer Entscheidungen.

Spektrum der Wissenschaft – Altern - Was uns länger leben lässt

Menschen altern unterschiedlich – abhängig vom Lebensstil, der Ernährung, dem Stresspegel oder dem sozialen Umfeld. Mit zunehmendem Lebensalter steigt auch das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer. Ein wirksames Mittel gegen dieses Leiden ist immer noch nicht gefunden, neue Erkenntnisse aus der Forschung lassen jedoch hoffen. Die weltweit alternden Gesellschaften fordern aber nicht nur die Medizin heraus, sondern auch unsere Sozialfürsorge. Letztlich bleibt das wichtigste Ziel, möglichst lange gesund und agil zu bleiben.

Spektrum - Die Woche – Ein langes Leben ist kein Zufall

Wie schafft man es, besonders alt zu werden und dabei fit und gesund zu bleiben? Die Altersforscherin Eline Slagboom weiß, welche Faktoren wir beeinflussen können - und welche nicht. Außerdem in dieser »Woche«: Wie Spannbetonbrücken einfach einstürzen können - und wie man das verhindern kann.

  • Quellen

Heneka, M. T. et al.: NLRP3 is Activated in Alzheimer’s Disease and Contributes to Pathology in APP/PS1 Mice. In: Nature 493, 674–678, 2013

Jonsson, T. et al.: Variant of TREM2 Associated with the Risk of Alzheimer's Disease. n: New England Journal of Medicine 368, S. 107–116, 2013

Guerreiro, R. et al.: TREM2 Variants in Alzheimer's Disease. In: New England Journal of Medicine 368, 117–127, 2013

Venegas, C. et al.: Microglia-Derived ASC Specks Cross-Seed Amyloid-β in Alzheimer’s Disease. In: Nature 552, 355–361, 2017

Keren-Shaul, H. et al.: A Unique Microglia Type Associated with Restricting Development of Alzheimer’s Disease. In: Cell 169, S. 1276–1290, 2017

Krasemann, S. et al.: The TREM2-APOE Pathway Drives the Transcriptional Phenotype of Dysfunctional Microglia in Neurodegenerative Diseases. In: Immunity 47, S. 566–581, 2017

Wendeln, A.-C. et al.: Innate Immune Memory in the Brain Shapes Neurological Disease Hallmarks. In: Nature 556, S. 332–338, 2018

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.