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Editorial: Geschenk des Himmels

Liebe Leserin, lieber Leser,

manche Sterne bevorzugen einen dramatischen Abgang von ihrer Lebensbühne. In einem letzten Aufbäumen setzen sie explosionsartig gewaltige Energiemengen frei und leuchten für kurze Zeit so hell wie eine ganze Galaxie. Auch in unserem Milchstraßensystem beendet etwa ein Stern pro Jahrhundert sein Dasein als solch spektakuläre Supernova. Am irdischen Nachthimmel flammt er dann als »neuer« Stern auf (so die Bedeutung des lateinischen Worts »nova«). Zwei Supernovae aus jüngerer historischer Zeit – mit bloßem Auge sichtbar und alle anderen Sterne überstrahlend – haben sogar die Astronomiegeschichte beeinflusst: der von dem Dänen Tycho Brahe entdeckte »neue Stern« des Jahres 1572 und die von Johannes Kepler beobachtete Sternexplosion im Jahre 1604. Beide Supernovae zerstörten nicht nur sich selbst, sondern auch das althergebrachte aristotelische Weltbild von der Unveränderlichkeit der Fixsternsphäre.

Es gehört zur Ironie der Geschichte, dass Tychos und Keplers Supernova kurz vor der Erfindung des Fernrohrs am Nachthimmel aufleuchteten. So bekamen die Astronomen lange Zeit keine Chance, die dramatischen Vorgänge bei der Explo­ sion einer Supernova von Nahem zu verfolgen. Erst mit dem Aufkommen der As­ trofotografie und der Spektroskopie konnten sie Supernovae in fernen Galaxien aufspüren und versuchen, die Mechanismen zu entschlüsseln, die zu diesem ge­ waltsamen Sternentod führen. Doch welche Sterne da explodiert waren, ließ sich wegen der großen Entfernungen nicht erkennen. Da war es – im Wortsinne – ein Geschenk des Himmels, dass vor 25 Jahren in der Großen Magellanschen Wolke, einem nahen Begleiter unseres Milchstraßensystems, eine Supernova aufleuch­ tete. SN 1987A war die hellste und nächste Supernova seit vier Jahrhunderten. Erstmals ließ sich der Vorgängerstern identifizieren. Welche Rätsel diese Beob­ achtungen den Astronomen stellten, und was sie daraus gelernt haben, schildert Christian Wolf in einem zweiteiligen Artikel. Den ersten Teil lesen Sie ab Seite 34.

Herzlichst grüßt Ihr

Uwe Reichert

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