Direkt zum Inhalt

Geschlechterunterschiede : Was hat sie, was er nicht hat?

Etliche Befunde der Hirnforschung scheinen zu belegen, dass Vorlieben und Fähigkeiten zwischen den Geschlechtern unterschiedlich verteilt sind. Doch dahinter stecken manchmal methodische Mängel.
Gehirne Unterschiede

Es war eine aufwändige Untersuchung. Fast 1000 Versuchspersonen schob die Arbeitsgruppe um die Neurowissenschaftlerin Madhura Ingalhalikar von der University of Pennsylvania in Philadelphia in den Hirnscanner, um mit Hilfe der so genannten Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) den Verlauf der Nervenfasern im Gehirn zu erkunden. Wie sich herausstellte, waren bei Frauen die beiden Hirnhälften im Schnitt stärker miteinander verknüpft, während Männer eine engere Vernetzung innerhalb der Hemisphären aufwiesen.

Der betreffende Fachartikel erschien 2014 in den renommierten "Proceedings" der Nationalen Akademie der Wissenschaften der USA. Viele Forscherkollegen äußerten sich anerkennend, nur vereinzelt wurden methodische Mängel beklagt. So fehlten in der Arbeit etwa Angaben zur Effektstärke, ein statistisches Maß für die Größe eines entdeckten Gruppenunterschieds.

Fast alle großen Medien stürzten sich auf diese Studie. Viele Meldungen gingen allerdings noch weit über den eigentlichen Befund hinaus und erfanden Geschlechterunterschiede bei diversen kognitiven Fähigkeiten, die in der Studie gar nicht erfasst worden waren. "Das Frauenhirn tickt wirklich anders", titelte etwa die Onlineausgabe der "Welt" – und wertete die Untersuchung als einen schlagenden Beleg dafür, dass Männer tatsächlich besser einparken können und Frauen einfühlsamer sind ...

Kennen Sie schon …

Spektrum - Die Woche – Der Umbau der Chemieindustrie

Täglich entstehen in riesigen Fabriken zahllose Stoffe, die wir in unserem Alltag nutzen – allerdings nur dank fossiler Rohstoffe und eines extrem hohen Energieverbrauchs. In dieser »Woche« geht es um den Umbau der Chemieindustrie hin zur Klimaneutralität. Außerdem: Gibt es sie, die »Zuckersucht«?

Spektrum - Die Woche – Wie ich atme, so fühle ich

Ganz unbemerkt atmen wir täglich zirka 20.000-mal ein und wieder aus. Dabei ist das, was währenddessen in unserem Körper passiert, alles andere als banal. Und wird sogar von unserem Gemüt beeinflusst. Lesen Sie in der aktuellen »Woche«, wie die Teamarbeit von Hirn und Lunge gelingt.

Spektrum - Die Woche – Liebes Gehirn, konzentrier dich doch mal!

Unser Gehirn empfängt ununterbrochen Reize aus unserer Umgebung. Wie können wir trotzdem fokussiert sein und uns auf bestimmte Dinge konzentrieren? In dieser Ausgabe der »Woche« widmen wir uns dem Phänomen der Aufmerksamkeit und Konzentration. Außerdem: Neutrino-Experiment KATRIN bekommt Konkurrenz.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen

Beery, A. et al.: Sex bias in neuroscience and biomedical research. In: Neuroscience & Biobehavioral Reviews 35, S. 565-572, 2011

Cahill, L.: Equal ≠ the same: sex differences in the human brain. In: Cerebrum, April 2014

Cahill, L.: Why sex matters for neuroscience. In: Nature Reviews Neuroscience 7, S. 477-484, 2006

Dar-Nimrod, I. et al.: Exposure to scientific theories affects women's math performance. In: Science 314, S. 435-435, 2006

Fine, C.: Is there neurosexism in functional neuroimaging investigations of sex differences? In: Neuroethics 6, S. 369-409, 2013

Fitsch, H.: ... Dem Gehirn beim Denken zusehen? Sicht- und Sagbarkeiten in der funktionellen Magnetresonanztomographie. Transcript, Bielefeld 2014

Haier, R. et al.: MRI assessment of cortical thickness and functional activity changes in adolescent girls following three months of practice on a visual-spatial task. In: BMC research notes 2, 2009

Ingalhalikar, M. et al.: Sex differences in the structural connectome of the human brain. In: Proceedings of the National Academy of Sciences of the USA 111, S. 823-828, 2014

Kaiser, A. et al.: On females' lateral and males' bilateral activation during language production: a fMRI study. In: International Journal of Psychophysiology 63, S. 192-198, 2007

O’Connor, C. et al.: Gender on the brain: a case study of science communication in the new media environment. In: PLoS One 9, e110830, 2014

Rippon, G. et al.: Recommendations for sex/gender neuroimaging research: key principles and implications for research design, analysis, and interpretation. In: Frontiers in Human Neuroscience 8, S. 650, 2014

Ruigrok, A. et al.: A meta-analysis of sex differences in human brain structure. In: Neuroscience & Biobehavioral Reviews 39, S. 34-50, 2014

Wagner, W. et al.: How the sperm dominates the ovum - Objectification by metaphor in the social representation of conception. In: European Journal of Social Psychology 25, S. 671-688, 1995

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.