Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Antisoziale Persönlichkeit: "Gewalttaten lassen sich nicht verlässlich vorhersagen"

Aus einem Hirnscan auf das Rückfallrisiko eines Täters schließen zu können – das hält der Psychiater Henning Saß vom Universitäts­klinikum Aachen für eine "naive Hoffnung". Entscheidend sei nicht die Biologie, sondern wie sie sich auf das Erleben und Verhalten des Einzelnen auswirkt.
Henning Saß
Herr Professor Saß, wie hängen Kriminalität und antisoziale Persönlichkeitsstörung zusammen?
Die Störung ist gerade dadurch definiert, dass sich die Betroffenen nicht an soziale Normen und Gesetze halten. Entsprechend begehen ­nahezu alle Antisozialen kleinere oder größere Delikte. Aber nicht jeder Kriminelle erfüllt die Kriterien einer antisozialen Persönlichkeitsstörung. Unter Straftätern liegt der Anteil bei etwa 25 bis 30 Prozent, in der Gesamtbevöl­kerung bei rund drei Prozent; je nach Land schwanken die Zahlen.
Inwieweit lässt sich anhand der Diagnose vorhersagen, ob jemand kriminell wird?
Prognosen sind immer Wahrscheinlichkeitsaussagen. Im Einzelfall lässt sich also nicht mit Sicherheit vorhersagen, ob jemand ein Verbrechen begehen wird. Zwar hat fast jeder mit dieser Diagnose schon mehrfach das Gesetz gebrochen, und die psychiatrische Erfahrung lehrt, dass in einem solchen Fall häufig mit Wiederholung zu rechnen ist. Aber ab und zu kommt es auch vor, dass Menschen über viele Jahre alle möglichen Straftaten begehen und dann plötzlich damit aufhören ...

Kennen Sie schon …

Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

Warum faszinieren wahre Verbrechen? True Crime ist ein Spiegel unserer psychologischen Neugier: Was macht Menschen zu Tätern – und wie gelingt es Ermittlern, die Wahrheit ans Licht zu bringen? In dieser Ausgabe geht es um die Kräfte, die Menschen in den Abgrund treiben oder zurückholen. Wir zeigen, warum Rache selten Frieden bringt, wie gefährliche Häftlinge in Sicherungsverwahrung leben, was das Stockholm-Syndrom über Überlebensstrategien verrät und mehr.

Spektrum Kompakt – KI im Einsatz - Gekommen, um zu bleiben

Künstliche Intelligenz beantwortet längst nicht nur Fragen im Chat. Durch stetiges Lernen berechnet sie das Risiko zukünftiger Naturkatastrophen, entschlüsselt tierische Kommunikation und unterstützt die medizinische Diagnostik.

Spektrum - Die Woche – Dem Panamakanal geht das Wasser aus

Im Panamakanal herrscht Wassermangel, trotz der aktuellen Regenzeit im Land. Kanalschleusen, geringere Niederschläge und das Wetterphänomen El Niño sind nur ein paar der ausschlaggebenden Faktoren. Lesen Sie in der aktuellen Woche, welche Folgen der anbahnende Schiff-Stau mit sich bringt.

  • Quellen
Herpertz, S. C., Saß, H.: Persönlichkeitsstörungen. Thieme, Stuttgart 2002.
Umfassendes Lehrbuch

Saß, H.:Willensfreiheit, Schuld­fähigkeit und Neurowissenschaften. In: Zeitschrift für forensische Psychiatrie, Psychologie und Kriminologie 1(4), S. 237-240, 2007.

Von Schönfeld, C.-E. et al.:Prävalenz psychischer Störungen, Psychopathologie und Behandlungsbedarf bei weiblichen und männlichen Gefangenen. In: Der Nervenarzt 77(7), S. 830-841, 2006

Yang, Y. et al.:Brain Abnormalities in Antisocial Individuals: Implications for the Law. In: Behavioral Sciences and the Law 26(1), S. 65-83, 2008.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.