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Erde 3.0: Globaler Kollaps durch Hungersnöte?

Nichts bedroht den Fortbestand unserer Zivilisation so sehr wie der Zusammenbruch ganzer Staaten durch plötzlichen Nahrungsmangel. Ursache solcher Hungerkrisen sind letztlich verschlechterte Umweltbedingungen.
Afrikanische Maisernten
Rapide Veränderungen kommen meist ganz unerwartet. Wir sind gewohnt, bisherige Trends in die Zukunft zu extrapolieren, und in der Regel funktioniert das – doch manchmal versagt es total. Dann werden die Menschen von plötzlichen Ereignissen wie der gegenwärtigen Wirtschaftskrise einfach überrollt.

Erst recht mag der Gedanke, die gesamte Zivilisation könnte zusammenbrechen, auf den ersten Blick absurd erscheinen. Wer glaubt schon im Ernst, wir müssten eines Tages unseren gewohnten Lebensstandard völlig preisgeben? Welche Indizien sprechen für eine derart düstere Prognose – und wie sollen wir darauf reagieren?

Wir haben uns so sehr an eine lange Liste höchst unwahrscheinlicher Katastrophen gewöhnt, dass wir sie pauschal mit einem Schulterzucken abtun: Gewiss, unsere Zivilisation könnte im Chaos versinken – aber die Erde könnte auch mit einem Asteroiden kollidieren!

Seit vielen Jahren befasse ich mich mit globalen Trends in Landwirtschaft, Bevölkerungsentwicklung, Umwelt und Wirtschaft sowie deren Wechselwirkungen. Alles in allem laufen die Folgen – insbesondere die davon erzeugten politischen Spannungen – auf den Kollaps von Regierungen und Gesellschaften hinaus. Dennoch habe ich mich bis vor Kurzem gegen die Idee gesträubt, Nahrungsmittelknappheit könnte nicht nur einzelne Staaten zu Fall bringen, sondern auch unsere gesamte Zivilisation.

Doch ich vermag diese Gefahr nicht mehr zu ignorieren. Da wir nach wie vor nicht im Stande sind, die ökologischen Trends zu stoppen, welche die weltweite Nahrungsmittelproduktion untergraben – insbesondere Grundwasserabsenkung, Bodenerosion und Erderwärmung –, muss ich einen globalen Kollaps in Betracht ziehen.

Schon ein flüchtiger Blick auf die ökologischen Probleme unserer gegenwärtigen Welt erhärtet leider meine Schlussfolgerung. Wer sich mit Umweltfragen beschäftigt, beobachtet nun schon seit drei Jahrzehnten negative Entwicklungen, aber keine nennenswerte Anstrengung, auch nur einen dieser Trends umzukehren.

In sechs der zurückliegenden neun Jahre blieb die Weltgetreideerzeugung hinter dem Verbrauch zurück und führte zu ständig sinkenden Lagerbeständen. Als 2008 die Ernte begann, reichten die weltweiten Vorräte gerade noch für 62 Tage – fast ein Rekordtief. Infolgedessen kletterten die Getreidepreise im Frühjahr und Sommer 2008 auf den höchsten je verzeichneten Stand.

Wenn die Nachfrage nach Nahrungsmitteln schneller steigt, als diese nachwachsen können, geraten die Regierungen von Ländern, die ohnehin am Rand des Chaos taumeln, durch ungehemmt steigende Nahrungspreise massiv unter Druck. Hungrige Menschen, die Getreide weder kaufen noch selbst anbauen können, gehen auf die Straße. Schon vor dem steilen Anstieg der Getreidepreise im Jahr 2008 nahm die Anzahl "scheiternder Staaten" ...

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