Kortikale Karten : Das Koordinatensystem im Kopf
Deutschland verfügt über eines der dichtesten Straßennetze weltweit. Wir finden uns dennoch meistens gut darin zurecht. Früher half dabei vor allem ein Autoatlas, heute zeigen uns Navi und Smartphone, wo es langgeht. Die Vernetzung in unserem Gehirn ist allerdings noch wesentlich komplexer. Allein die Gesamtlänge aller Nervenbahnen eines Menschen übertrifft die des deutschen Straßennetzes um ein Zehnfaches.
Darstellungen nach dem Vorbild von Verkehrskarten reichen nicht aus, um die Verknüpfungen und Landschaften unseres kompliziertesten Organs abzubilden. Neurowissenschaftler und Neurowissenschaftlerinnen haben seit dem 19. Jahrhundert trotzdem versucht, eine Art Hirnatlas anzufertigen. Oskar Vogt (1870–1959), ein einflussreicher Neurologe seiner Zeit, stellte gleich mehrere Anforderungen an so genannte kortikale Karten: Wie schematische Darstellungen des Straßennetzes sollten sie eine schnelle Orientierung ermöglichen und gleichzeitig die Funktionen verschiedener Regionen veranschaulichen. Außerdem würde man mit Hilfe solcher Karten Unterschiede im Bauplan verschiedener Individuen aufdecken und Rückschlüsse auf die Entwicklung des Hirns ziehen können ...
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben