Holz ist ein Material, das jeder kennt, das man in die Hand nimmt und von dem jeder etwas weiß, dessen Besonderheiten und Vielfalt aber häufig unterschätzt werden. Mehr oder minder fundierte Bücher und Artikel über den Baum und das Holz werden in großer Anzahl jährlich veröffentlicht.

Hält das vorliegende Büchlein mit dem fast reißerisch klingenden Titel das, was es verspricht, oder ist auch hier mehr Schall und Rauch als Substanz zu sehen? Man kann sofort feststellen, daß es kein wissenschaftliches Buch werden, sondern in spannender Form relativ unbekannte Gebiete der Holzforschung beschreiben sollte, nämlich Holzanatomie und Jahrringanalyse. Fakten versehen mit schlagzeilenartigen Überschriften wie „Das eisige Geschenk der Eskimos“, „Ein Zipfelchen Zukunft“, „Die steinalten Zwerge“, „Geisterdörfer in den Alpen“ und andere finden sich im ersten Teil über die Jahrringanalyse. Der zweite enthält Ergebnisse der Holzartenbestimmung, überschrieben mit noch stärker betonten Titeln wie „Von 600 Metern Eis erdrückt“, „Biberschmaus am Lagerfeuer“, „Sklave Baccus küfert für Oberwinterthur“, „Gottvater im Luftschutzkeller“.

Fritz Hans Schweingruber, tätig an der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft in Birmensdorf bei Zürich und bekannt durch hervorragende Fachbücher über Jahrringanalyse sowie das Standardwerk „Anatomie europäischer Hölzer“ (Paul Haupt Verlag, Bern 1990), und sein Kollege Werner H. Schoch haben es verstanden, Ergebnisse der Jahrringanalyse als eine Reise in die Vergangenheit zu beschreiben – bis hin zu den Zeiten um 8000 vor Christus, als die Eichen in Mitteleuropa einwanderten. Der Text ist kurzweilig und vermittelt Neuigkeiten, die neugierig machen. Auch bei der Bestimmung von Holzarten macht die Erzählung die Ergebnisse für viele Leser erst attraktiv.

Fazit: Das Büchlein mit seinen 144 Seiten ist spannend zu lesen, kann Interesse an weiteren Ergebnissen der Dendrochronologie wecken, und vielleicht werden auch einige der Leser Holz mit noch anderen Augen ansehen. Doch sind 89,– DM für den Einstieg zu hoch. Der Preis wird viele Leute abhalten, und das ist schade. Man muß sich das Buch schenken lassen.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 5 / 1993, Seite 119
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